Wildschweinplage und natürliche Feinde

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
timber-der-wolf

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von timber-der-wolf »

aka hat geschrieben:@timber-der-wolf
Das würde ich Dir sehr ans Herz legen, vor allem mal nicht nur einseitig ideologisch "jagdgeprägte" Literatur zu konsumieren, sondern die Literatur zu studieren, die die tatsächlichen Verhaltens- und Handlungsweisen der Naturvölker des Nordens in der Vergangenheit darstellen.
Nö. Danke. Ich bevorzuge lieber eine Flasche Wodka mit Nachfahren der Betroffenen.
Na dann prost ;-) und glaub weiterhin, was Dein Jägerherz glücklich macht ... :twisted:
Wolfsheuler
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Wolfsheuler »

Ich mag es zwar eigentlich nicht, wenn Wildschweine nur als Schädlinge dargestellt werden, weil das Problem ja eher die Veränderungen in der Landwirtschaft sind. Wildschweine sind im Wald sehr nützliche Tiere und auch sehr intelligent. Aber in Brandenburg hat man offenbar in einigen Gegenden sehr grosse Probleme mit den Wildscheinen. Ausserdem sind verschiedene Reviere unbesetzt, weil sich wegen der hohen Wildschäden kein Jagdpächter mehr findet. Derzeit sind wegen Wildschadensregulierung sogar zwei Fälle vor Gericht. Und dann noch eine interessante Passage:
Laut den Schilderungen von Jägern werden Wildschweine gegenüber Jagdhunden immer aggressiver. Die Waidmänner geben Wölfen die Schuld an dieser gefährlichen Entwicklung. Das Schwarzwild könne schließlich zwischen den Raubtieren und artverwandten Hunden nicht unterscheiden. Wölfe hätten sich darauf verlegt, Frischlinge zu jagen. Die ganze Wildschwein-Rotte stürze sich auf den Angreifer. Nicht selten bekommen Jagdhunde deshalb inzwischen Schutzwesten angelegt, die an Ritterrüstungen erinnern.
http://www.morgenpost.de/brandenburg/ar ... aeden.html
Grauer Wolf

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:Ausserdem sind verschiedene Reviere unbesetzt, weil sich wegen der hohen Wildschäden kein Jagdpächter mehr findet.
Soviel zum ewigen Anspruch der Jäger, sie würden die Beutegreifer vertreten... Angesichts dieser Probleme brauchen wir mehr Wölfe, nicht weniger...
Laut den Schilderungen von Jägern werden Wildschweine gegenüber Jagdhunden immer aggressiver. Die Waidmänner geben Wölfen die Schuld an dieser gefährlichen Entwicklung. Das Schwarzwild könne schließlich zwischen den Raubtieren und artverwandten Hunden nicht unterscheiden.
Klar, der Wolf ist immer an allem schuld. Irgendwann wohl auch an Blasen am Fuß, weil man dem vorsichtig gewordenen Wild zu lange hinterherrennen muß...
Wildschweine waren und sind immer potentiell (sehr) gefährlich und ich lasse in der Nähe von Sauen meinen Hund garantiert nicht von der Leine...
Wie immer man das ganze dreht, die Natur ist durch die jahrzehntelange Wildmästerei völlig aus den Fugen und heute tragen auch noch die Maiswüsten massiv dazu bei, die gleichzeitig Deckung und Ktraftfutter liefern. Imho können das nur die "Profis im Pelz" wieder halbwegs richten, in dem sie die Rotten hinsichtlich Nachwuchs gründlich zur Ader lassen, wie es in natürlichen Umgebungen normal ist... Das nennt man natürliches Gleichgewicht...

Gruß
Wolf
joswolf
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von joswolf »

Wenn die Woelfe da die Wildschweine durch Jagt belaestigen wurde es auch nicht zu viel geben. Also wird das wohl nicht oft sein. Zweitens jagten zun immer auch Hunde mal ein Schweinschen und dan jetzt plotz soll das Verhalten sich aendern? Menschen jagen schon immer Wildschwein und die Schweinschen rennen immer noch weg von mir wenn ich die begegne. Also die Theorie ist nicht echt glaubwurdig. Und das Hunde vor allem Jagthunde mal von Schwein verletzt werden war auch immer schon ein Fakt. Das das Wild sich was anders verhalten kann und dadurch die Jagt etwas mehr Muhe gibt glaube ich schon aber uebertreiben muss man nun wirklich nicht jedes Mal.
Jos
balin
Beiträge: 1314
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von balin »

Da bin ich auch mal gespannt. Meine Hunde sind schon fast zu Pazifisten geworden, weil sie durch Hühner- Gänse- und Katzenungeziefer konfliktfrei durchlaufen müssen. Nun habe ich aber eine Biogasanlage als neuen Nachbarn und damit auch die Wildschweine. Interessant wird das erst im Herbst. Dann ist der Mais hoch, die andere Deckung ist weg und da sind sich dann zwei aggressionslustige Arten als Nachbarn. Ich habe noch fünf Hunde, denen ich das zutraue. Die anderen haben schon ihren Trott und würden sich das nicht mehr zumuten. Da muß man dann die Ohren aufmachen um die Geschehnisse nachvollziehen zu können. Sehen kann ich da nichts, aber eigentliche Angst habe ich um die Hunde nicht. Ich gehe mal davon aus, daß sie sich langsam an die neuen Nachbarn herantasten werden. Das sind mindestens solche Dreckskerle wie die Säue. Und schnell genug sind sie auch. Der Mais läßt für die kleinen schwarzen Teufel mehr Platz zur Aktion wie für die grunzenden Panzer.
Bitte, ich schicke da keine Rentner hinein. Die , die das machen, machen das aus freien Stücken und mit dem ihnen eigenen Selbstbewußtsein.
Da habe ich einen Vorteil gegenüber den Jägergreenhorns. Meine kennen fauchende große Drachen schon. ;-)
Weil die Hunde sich gegenseitig kennen, wird es ihnen dann auch egal sein, ob die anderen die Hauer oder die nicht vorhandenen Hörner benutzen. Rufus ist da Pionier. Wenn er vor den Schwarzkitteln aus dem Mais kommt, kenne ich die Kräfteverhältnisse. :-D Dann sind ja aber auch noch Pauli und Susi! Auch Hunde haben ihre Lernphase. Soweit ich es mitbekomme, erzähle ich es weiter. Wildschweine gibt es hier wahrhaftig genug. Die brauche ich nicht herbitten. Und bei mir gibt es ja keine Jäger ausser neuestens die Biogasanlage nebenan. Aber wo will er hinschiessen ohne mit einem Rind zu verwechseln?
Ich gehe mal davon aus, daß ich einen Eindruck von der Problematik bekommen werde!
LarsD

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von LarsD »

balin hat geschrieben: Das sind mindestens solche Dreckskerle wie die Säue. Und schnell genug sind sie auch. Der Mais läßt für die kleinen schwarzen Teufel mehr Platz zur Aktion wie für die grunzenden Panzer.


Du hast demnach noch nie erlebt, was abgeht, wenn Hunde und Sauen im Mais aneinander geraten. Hoffentlich sind Deine Hunde in der Frage schlauer und hoffentlich geraten sie nicht gleich beim ersten Anlauf an einen jungen Keiler.

Zu der Aussage, dass Sauen wegen der Gegenwart von Wölfen ihr Verhalten gegenüber Hunden ändern: Den Effekt gab es zuvor auch schon ohne Wolf, wo regelmäßig Hunde an großen Rotten arbeiten mussten. Wenn die Schweine mal begriffen haben, dass sie am längeren Hebel sitzen und Hunde/Wölfe gegen sie eigentlich keine Chance haben, wirkt sich das auf deren Selbstbewusstsein aus. Dieser Lerneffekt wird sich schneller einstellen, wenn die Schweinchen öfter mal mit Hund/Wolf zu tun bekommen. Schönes Beispiel dafür ist jenes Video eines Jägers, das zwei Bachen dabei zeigt, wie sie einem Wolf auf die Sprünge helfen.

Viele Grüße

Lars
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von balin »

Lars, ich habe zur Zeit eine Menge Kälber. Die Hunde könnten die Rinder direkt zu dieser Zeit nicht treiben ohne in mittlere Scharmützel verwickelt zu werden. Es reicht, wenn ich mich mit den Hunden in einiger Entfernung aufbaue und die Herde zieht dann in die gewünschte Richtung ab, ohne irgendwelche Hektik zu entwickeln. Die Gegenwart der Hunde ist ihnen einfach unangenehm. So sehe ich das für die Wildschweine auch. Es geht ja um den Abzug und nicht um irgendeine Rauferei.
Die Hunde haben zunächst ihren Spaß und ihre Befriedigung darin, das ihnen jagdbar erscheinende Wild aufzuspüren und dann
ein paar Versuche zu starten. Es erstaunt mich, wie schnell Hasen laufen können!. Die Wildschweine werden sie wohl auch antesten und ein Eber als Einzelgänger ist da noch das kleinste Problem. Bei mir würde das spielerisch geschehen und letztlich geschieht das auch mit den andere Protagonisten so. Den Wildschweinen wäre jedenfalls in Gegenwart meiner Hunde ein Umfeld des Unbehagens sicher und wer will das schon gerne? Vielleicht sollte man sich bei den Treibjagden etwas mehr Zeit nehmen und den ersten Schuß nicht gleich beim Verlassen des Dickichts plazieren. Die freie Fläche sollte ersteinmal Erleichterung sein und nicht Bedrohung.
Gewalteinwirkung beim Treiben führt nur zu schlechten Schußergebnissen. Wenn man den relativen Komfort eines Areals mit den Hunden langsam abbaut, hat man vielleicht deutlich bessere Resultate.
Ist meine Überlegung, auch weil ich inzwischen auf die Kraft der Ruhe vertraue. :-D
Mein Vieh verlade ich inzwischen auch alleine. In Gegensatz zu Wölfen verrate ich nicht, was ich eigentlich vorhabe.
Ich bin ein Schuft und das gebe ich an mein Hunde weiter. Wir arbeiten nach Plan und nicht nach körperlicher Auslese.
Wenn also die Jäger sich über die Wölfe beschweren, dann haben sie einen Fehler im System.
Treibjagd sollte sich eher am Viehtrieb orientieren und nicht an der Hetzjagd eines Wolfsrudels, auch wenn die Strukuren durchaus die gleichen sind.
Das sage ich, weil ich mit meinen Hunden den gewünschten Trieb in beliebigem Tempo abwickeln kann, vorausgesetzt ich habe genügend Hunde dabei und kann eine Übermacht glaubhaft machen.
Grauer Wolf

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Treibjagd sollte sich eher am Viehtrieb orientieren und nicht an der Hetzjagd eines Wolfsrudels, auch wenn die Strukuren durchaus die gleichen sind.
Ich denke, da hast Du's auf den Punkt gebracht. Wölfen geht es nicht um eine ordentliche Jagdstrecke, sondern darum, ein einzelnes Beutetier (gewöhnlich ein aus irgendwelchen Gründen geschwächtes: sehr jung, sehr alt, sehr dumm, krank o.ä.) zu isolieren und von der Herde, der Rotte o.ä. abzusondern. Gelingt das, ist die Jagd vorbei und ob der Rest dann tirren geht, ist egal...

Gruß
Wolf
LarsD

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von LarsD »

An Euch sind echte Jagdexperten verloren gegangen! Einfach Klasse ... ! :mrgreen:

Viele Grüße

Lars
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von balin »

Wir beteiligen uns an Lösungsprozessen! ;-)
Was bei "echten" Experten rauskommt, sieht man ja in der Bankenlandschaft und gerade auch in der realen Landschaft. Da versagen nicht nur die Jäger.
Ich kenne hier jemanden im Forum, der lehnt Treibjagden ab, weil ihm die Schweine zu schnell sind und er keinen schmerzarmen Tod garantieren kann. Das ist ehrenwert! Hier in Oberfranken laufen einige Versuche, gerade im Landkreis Kulmbach, wie man da besser vorankommt. Zu Testzwecken sind dann auch Nachtsichtgeräte zugelassen.
Das größte Problem bei den "Jagdexperten" ist aber, daß es sich um lauter Individalisten handelt, die vielleicht vieles gut können, aber nicht effektiv zusammenarbeiten. Gerade bei den Wildschweinen würde es aber auf soetwas ankommen.
Neben dem Waldproblem kann sich das auch als Sprengsatz für unser heutiges Jagdsystem erweisen.
Luc weisst ja schon darauf hin, daß verschiedene Reviere unbesetzt sind!
Dann kommt eben etwas neues mit etwas anderen Experten.
In dieser Hinsicht bin ich ähnlich optimistisch wie du.
Es wird angemessene Lösungen geben! ;-)
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