Nützlichkeit des Wolfs

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
zaino
Beiträge: 2108
Registriert: 20. Mai 2015, 23:39
Kontaktdaten:

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von zaino »

Aber mal Scherz beiseite: ich hatte es vermutet. Das mit dem Biber. Ist ja wirklich etwas nervtötend und schmerzhaft, wie die arme alte Bäume niedernagen. Richtig - ich bin mittlerweile stark gegen Jagd, aber bei Bibern war ich schon am Grübeln: Was tun, wenn sie dann mal alle Flussufer leergenagt haben?
Putzig wie die Kerlchen sind: Sie unterminieren auch Uferzonen, so dass der Landwirt nicht mehr randscharf umackern kann, sondern schon mal den Trecker versenkt. Was ihn natürlich bitterlich erzürnt. Das mit dem Versenken ist nicht schön, das mit dem randscharf weniger.

Hier in der Nähe wurde eine Tierärztin weg gemobbt, weil sie einen Landwirt von der Seite anmachte, nachdem er einen Biber schlicht totgeknüppelt hatte. Ja wo samma denn, diese Drecks-Tierkuschler immer. Biber sind unnütz...
Witzig nur, dass der unnütze Wolf sehr hilfreich wäre, den unnützen Biber und evt. auch die unnützen Wildsauen doch etwas kürzer zu halten als der Mensch das je könnte... aber nein, das wollmer net. Da könnten ja andere auch mal recht haben. Geht gar nicht...
Außerdem, wo der Wolf doch bekanntlich NUUUUR Schafe und Waldkindergartenkinder frisst...
Erklärbär
Beiträge: 1721
Registriert: 2. Feb 2018, 02:50

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von Erklärbär »

Der Wolf als ökologische Putzkolonne! Wunderwaffe Wolf! Würden Wölfe Kormorane vertilgen, würde ich meinen Frieden machen. LOL.

Mal im Ernst, was hast Du gegen die putzigen Biberchen? Die machen den Job, den eigentlich die Flurbereinigung machen sollte!
Will you walk out of the air, my lord?
TheOnikra

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von TheOnikra »

Erklärbär hat geschrieben: 29. Jun 2019, 00:16 Mal im Ernst, was hast Du gegen die putzigen Biberchen? Die machen den Job, den eigentlich die Flurbereinigung machen sollte!
Das ist das Resultat wenn Artenschutz auf nutzen heruntergestuft wird.
Mal im Ernst, was hast Du gegen die putzigen Wölfchen? Die machen den Job, den eigentlich die Jäger machen sollte!

Ich sage ja du spielt die Arten gegeneinader aus und am Ende bleiben gar keine Tiere mehr übrig, auch deine nicht. So viel zum großen möchtegern Naturschützer Erklärbär.
zaino
Beiträge: 2108
Registriert: 20. Mai 2015, 23:39
Kontaktdaten:

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von zaino »

Was hat er nur gegen die drolligen Kormorane? ICH finde die enorm lustig. Hat schon mal wer gesehen, wie so einer aufm See zu starten versucht, nachdem er längere Zeit damit verbracht hat, einen total fetten Fisch runterzuwürgen? Gehts quer? Gehts längs? Schon das wäre Stoff für einen Disney-Film gewesen. Der Start fiel dann aus wie der eines verzweifelten, überladenen Rosinenbombers. Mein Freund und ich lagen am Ufer buchstäblich flach - mittlerer Lachflash.

Biber sind per se auch furchtbar nette Viecher. Aber da wir eben weder entsprechend große Raubvögel noch Wölfe haben, wohin mit all den niedlichen kleinen Biberkindern? Ähnlich wie die Wildschweine finden die bei uns reichlich zu fressen. An der Altmühl findet man sie z. B. häufig. Ob nun sie oder die ebenfalls hier vertretennen Bisamratten Pfade in die Maisfelder trampeln und Maisstängel zum Ufer schleifen? Auf alle Fälle geht ihnen hier gut. Wiki sagt, die Bisamratte hat hier Raubvögel, z. B. den hier wieder eingebürgerten Uhu (endlich natürliche Nachzucht!!!), den Fuchs u.s.w. zu fürchten und hat selber auch eine niedrige Lebenserwartung. Während der Biber schon mal 20 Jahre schafft, sterben Bisams schon mit 3 Jahren etwa wg. abgenagter Molaren.

Und während er Wolf eher ein Universaltalent ist, braucht der Biber halt eine bestimmte Art von Lebensraum, den er dann aktiv um-nagt und um-baut. Hätten wir nicht eh schon alles kanalisiert, schriebe der Biber Geschichte und würde sogar Flüsse wie Donau oder Inn umleiten. LOL. Zumindest tät ers versuchen. Wobei, Achtung, ich finde die Kombi Homo stupidus mit Motorsäge immer noch schlimmer als ein ganzes Biber-Heer. Andererseits hab ichs schon erlebt, dass Biber ein unschuldiges Trockental durch Rückstau eines Baches in eine Art Sumpf verwandelten: Aus diesem musste ich 1x mein entsetztes Pferd und einmal eine Truppe Biker meines Vaters Auto wieder rauspulken. Nix passiert, aber trotzdem erstaunlich.

Theoretisch könnte man den Biber nun jagen und z. B. essen. Könnte man. Wenn Jagd nicht so eine teuflische Eigendymanik hätte, dank ihrer intelligentesten Vertreter... Effektiver wären alleweil passende Beutegreifer.
Und oh Wunder, warum leugnen, was vermutlich schon die Steinzeitjäger wussten?
Benutzeravatar
Dr_R.Goatcabin
Beiträge: 1239
Registriert: 29. Jan 2016, 13:36

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Nach einigem Stöbern auf Researchgate fand ich noch einen Artikel mit Überlegungen zum Naturschutz. Da Volltext verfügbar ist, kann es per Google Translate allen lesbar gemacht werden. (Dr. Nathalie Soethe hat ein paar Kommas mitgesetzt, scheint´s. ^^)

van den Born et al.(2018): The missing pillar: Eudemonic values in the justification of nature conservation. DOI: 10.1080/09640568.2017.1342612.

Abstract
Die öffentliche Rechtfertigung für den Naturschutz beruht derzeit auf zwei Säulen: hedonischen (instrumentellen) Werten und moralischen Werten. Diese Darstellungen scheinen jedoch in der Praxis wenig motivierende Arbeit zu leisten; Die biologische Vielfalt nimmt weiter ab und die Politik zur Erhaltung der biologischen Vielfalt weist eine große Umsetzungslücke auf. In sieben EU-Ländern haben wir untersucht, warum Menschen über berufliche Verpflichtungen hinaus für die Natur handeln. In lebensgeschichtlichen Interviews untersuchen wir die Motivation von 105 engagierten Akteuren für die Natur im Detail und verfolgen diese bis in ihre Kindheit zurück. Die Ergebnisse zeigen, dass Sinnhaftigkeit der Schlüsselbegriff für das Verständnis von engagiertem Handeln für die Natur ist. Menschen handeln für die Natur, weil die Natur für sie von Bedeutung ist, verbunden mit einem Leben, das Sinn macht und einen Unterschied in der Welt darstellt. Diese eudemonischen Werte (die das sinnvolle Leben ausdrücken) bilden eine entscheidende dritte Säule für die Rechtfertigung des Naturschutzes. Wichtige politische Implikationen werden untersucht, z. B. im Hinblick auf den öffentlichen Diskurs und die Begegnung mit der Natur in der Kindheit.
https://translate.google.de/translate?s ... 17.1342612
"Though this be madness, yet there is method in 't ..."
zaino
Beiträge: 2108
Registriert: 20. Mai 2015, 23:39
Kontaktdaten:

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von zaino »

Interessant. Aber trotzdem bleiben wir hilflos gegenüber der Debatte um Begriffe wie unmittelbare Nützlichkeit, Schädlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Bequemlichkeit, dem modernen Gedanken des "Die Natur hat sich dem Menschen unterzuordnen" Letzteres war übrigens ein Originalzitat eines Landwirts in einem Vortrag über "Wald und Wild". Der gleiche Mann unterbrach die Vortragenden und hatte auch sonst fast durchgängig Schaum vorm Mund, brüllte beispielsweise von hinten: "Wenn die Jäger nicht wären, würden die Rehe noch unsere Gemüsegärten leerfressen".
Und so wie er ticken halt viele... was auch die Politik weiß und für sich nutzt.
Ah ja, wenn ein indischer oder afrikanischer Bauer sich wg. des mehrfachen Einbruchs von Elefanten in seine Gärten/Felder derartig aufregt, könnte ichs verstehen, aber DAS war wirklich geballter Hass gegen kleine, völlig harmlose Kreaturen... an und für sich lächerlich, wäre nicht so eine mörderische Wut und ja, Existenzangst? dahintergestanden?
Deprimierend, dass unsereiner nichts gegen dieses "Nützlichkeits-Denken" tun kann. Versuchen wirs, werden wir abgeschmettert als Ahnungslose und Tierkuschler, Naturspinner. Oder von gewissen hier im Forum aktiven "Logikern" verspottet und bekämpft.
Benutzeravatar
Dr_R.Goatcabin
Beiträge: 1239
Registriert: 29. Jan 2016, 13:36

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Ich bin mittlerweile überzeugt, dass sowas fast hauptsächlich durch den Generationenwechsel vollzogen werden kann; Bildung & Aufklärung erreicht gewisse Menschen ab einem Alter wohl nicht mehr. Wer überzeugt ist, Wolf/Biber .... Eichhörnchen sei evil incarnate, dem kann nichts mehr vermittelt werden. Deswegen ruht die Hoffnung auf nachrückenden Naturfreunden.
"Though this be madness, yet there is method in 't ..."
Benutzeravatar
Upstalsboom
Beiträge: 183
Registriert: 3. Apr 2015, 23:46
Wohnort: Nordseeküste

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von Upstalsboom »

Deine Hoffnung teile ich, wenngleich ich die Erfahrung gemacht habe, dass Biedermänner und Brandstifter ihr Gedankengut oft vererben.Zahlreiche Gesinnungsgenossen des von „zaino“ zitierten Landwirts findest du auch in der jüngeren Generation.
zaino
Beiträge: 2108
Registriert: 20. Mai 2015, 23:39
Kontaktdaten:

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von zaino »

Ja, leider. Der Kerl, den ich zitiert und erlebt habe, war noch keine 50, beispielsweise. :(
Erklärbär
Beiträge: 1721
Registriert: 2. Feb 2018, 02:50

Re: Nützlichkeit des Wolfs

Beitrag von Erklärbär »

Das Schlimme ist die Doppelmoral, die hier zutage tritt. Auf der einen Seite basht man ganze Berufsgruppen und schmeisst alles in einen Topf (die bösen Landwirte, die bösen Jäger etc.) auf der anderen Seite fordert man deren Produkte.

Ihr beißt quasi in die Hand, die Euch füttert.
Will you walk out of the air, my lord?
Antworten