Seite 2 von 2

Re: Herdenschutz im Alpenraum möglich!

Verfasst: 15. Jan 2019, 13:57
von Old Trapper
Hallo Hirte,

gern hätte ich Deinen Kommentar zu dem im angehängten link gezeigten Video zur Arbeit mit Herdenschutzhunden in den französischen Seealpen. Er geht auch auf einige der von Dir oben geschilderten Probleme ein? Ich bin sicher, da wirst Du Dich besser auskennen aus als ich.

http://youtu.be/fyGQKkADu-o

Mit freundlichem Gruß
Old Trapper

Re: Herdenschutz im Alpenraum möglich!

Verfasst: 15. Jan 2019, 20:56
von Der Hirte
Hallo Old Trapper, danke für die Blumen, und schön, das wir reden.

Das Video spiegelt die Realität, wenn auch nur in Teilen wider.
Ich kenne die Gegen gut , und bin in unmittelbarer Nähe , momentan. Col de Vars.

Die Winterweiden, hier im Video sind in unmittelbarer Nähe der Bergerie, was privilegiert ist.
Ich bin fernab, im nirgendwo, wie es meistens ist.

Die Flächen sind offen, was meistens im Winter nicht der Fall ist.
Auch im Sommer, gibt es , vor allem am Anfang der Saison und am Ende viel Wald.

Die meisten Züchter hüten nicht selber, einbringen der Ernte, Teile der Herde sind im Stall zwecks Ablammen, usw. Meine Arbeit wird zu 80% subventioniert.
Es gibt hier tatsächlich die Teilung des Züchters/ Herdenbesitzers und des Hirten.
Ich arbeite so gut wie nie in der Berberis.

In Bezug auf die Hsh trifft das Video die Realität, auch wenn der eine, den man da hoppeln sieht, für meinen Geschmack zu dick und schwerfällig ist.
Aber klar man arbeitet im Idealfall immer mit 3 Generationen, und da sind halt auch die Alten dabei.(Wobei der eben Angesprochene nicht alt ist)

Ich persönlich mag den Ausdruck " education " nicht so, weil es in der Hauptsache eine Konditionierung ist, wie du weißt in der 8-12 Lebenswoche.
Hsh sid gezüchtet , autonom zu arbeiten, ein funktionierendes Rudel organisiert ihre Arbeit selber, was dem Gehorsam entgegen steht.
Klar kann man einwirken aber begrenzt.
Wenn sie beschließen etwas zu inspizieren, dann machen sie es auch.
Deswegen sind die Linien , mit denen man auch extrem wichtig.
Habe lange mit eigenen Patous gearbeitet und stelle mein Rudel gerade auf eine andere Rasse um.
Der Patou ist mir oft zu jägerisch und zu offensiv Menschen gegenüber, was in dem Video nicht der Fall ist, was ich aber eher für die Ausnahme halte, weil wir viele Unfälle mit Tourris haben.
Grüße h.

Re: Herdenschutz im Alpenraum möglich!

Verfasst: 15. Jan 2019, 21:11
von Der Hirte
Der Patou im Osten F, ist oft vom Maremmano, grenzüberschreitend beeinflußt, was es mit der "Aggression" Menschen gegenüber schlimmer macht, denn der Maremmano ist noch offensiver.
Im Westen von F sind die Land/Arbeislinien vom Py Mastin beinflußt, dadurch auch vermehrte Farbflecken im Fell.
Groß in Mode ist natürlich der Kangal, weil noch aggressiver, der geht für mich garnicht, und ich arbeite auch aus verschiedenen Gründen nicht mit dieser Rasse.

Re: Herdenschutz im Alpenraum möglich!

Verfasst: 15. Jan 2019, 21:46
von Old Trapper
Der Hirte hat geschrieben: 15. Jan 2019, 21:11 Der Patou im Osten F, ist oft vom Maremmano, grenzüberschreitend beeinflußt, was es mit der "Aggression" Menschen gegenüber schlimmer macht, denn der Maremmano ist noch offensiver.
Im Westen von F sind die Land/Arbeislinien vom Py Mastin beinflußt, dadurch auch vermehrte Farbflecken im Fell.
Groß in Mode ist natürlich der Kangal, weil noch aggressiver, der geht für mich garnicht, und ich arbeite auch aus verschiedenen Gründen nicht mit dieser Rasse.
Lieber Hirte,

Danke für Deine schnelle, ausführliche und versierte Antwort.
Natürlich kennst Du Dich auf dem Gebiet Herdenschutz besser aus, da gibt es keinen Grund für Blumen.
Und dass man auch bei unterschiedlichen Positionen sachlich miteinander reden oder anders kommunizieren kann, das ist doch selbstverständlich. Vor allem dann, wenn man den eigenen Horizont erweitern möchte.
Auch deshalb greife ich gern auch auf Dein Wissen zurück.

Mit Kangals hatte ich übrigens vor über 40 Jahren in Anatolien auf botanisch zoologischen Exkursionen und Durchreisen in den Iran gelegentlich Probleme. Wir haben von dort (später auch aus den italienschen Abruzzen) mehrer HSH-Welpen nach D exportiert. Einige davon, bzw. deren Nachkommen gibt es noch.
Bezüglich der unterschiedlichen Agressivität weist Du mit Recht auf Probleme hin, die auf uns in D mglw. zukünftig zukommen könnten. HSH werden z Z so stark nachgefragt und bezuschusst, dass die Preise hochgeschnellt sind. Das scheint einige unverantwortliche Züchter dazu zu bringen, nur mit dem Blick auf schnell verdientes Geld alles an europäischen HSH- Rassen/-Formen munter durcheinander zu kreuzen.
Letzteres wurde mir von einem HSH-Besitzer, der sich in der Szene gut auskennt mitgeteilt.

Mit freundlichem Gruß
Old Trapper

Re: Herdenschutz im Alpenraum möglich!

Verfasst: 15. Jan 2019, 23:15
von Der Hirte
Hi nochmal, wie du schreibst , sehe ich diese Probleme auch auf D zukommen, was sich wiederum negativ auf die Akzeptanz dem Wolf gegenüber auswirkt.
Generell bin ich den östlichen Hsh Rassen gegenüber eher skeptisch, und den sogenannten Selbstversorgern sowieso.
Für mich ist die Wahl der Hsh Rasse , in Bezug auf das Anforderungsprofil entscheidet, für ein gelingen.
Wenn ich das richtig sehe, befinden sich die Hsh hauptsächlich in einbefriedeten Bereichen in D. Das Bewegungsbedürfnis eines Karabashs ist aber enorm, gegeben durch die Zucht die wiederum auf die dortigen Bedürfnisse angelegt war.
Natürlich kann ich durch Zwangsmaßnahmen ein bestimmtes Verhalten bewirken, z.B. mit anlegen eines Metallhalsbandes, mit 3 Meter Drahtschleppleine, um das Übetspringen, des E Zauns zu unterbinden.
Aber wenn ich dem Hund nicht gebe, was er braucht, seiner Bestimmung /Zucht gemäß, wird dieser einen anderen Weg finden seinem Unmut Ausdruck zu verleihen.
Wieso nicht gleich mit der passenden Rasse arbeiten?

Den Akbash sehe ich hier in allen erdenklichen Schlägen, von Hündinnen mit30 Kilo, bis hin zu Rüden mit 80kg, sicherlich beeinflußt vom Alabay.
Die Durchkreuzung der Rassen ist hier auch weit verbreitet, und schafft viele Probleme.
Hier werden die Hsh entweder verschenkt, oder der Preis ist gleich die Summe, die es an Subventionen gibt. ZZ 375€. Der Rest der unko trollierten Nachzucht wird erschlagen.

Gerade für D aber auch für Herdenbesitzer in Gebieten, wo die Herden und somit auch die Hunde das halbe Jahr in der Bergerie leben , wäre meine Wahl definitiv der Lagerhund.
Egal ob Mastin Espognol, oder Mastin Py , und da die schweren Schläge.
Im Temperament, ausgeglichen, wenig Bewegungsbedüftig, Instinktsicher und sehr effizient.
Wie siehst du das.
Ciao h