Schalenwild und Wolf

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
imago-lupus.de
Beiträge: 20
Registriert: 15. Jan 2017, 18:34

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von imago-lupus.de »

Benutzeravatar
Old Trapper
Beiträge: 268
Registriert: 29. Jan 2018, 11:11

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von Old Trapper »

@ Nina

Erstens will ich hier nichts beweisen. Ich will lediglich nicht aussschließen, dass die eine oder andere Beobachtung von Jägern bezüglich Verhaltensänderungen von Wild bei Ansiedlung von Wölfen nicht unbedingt falsch sein muss.

Zweitens schließt die o.zitierte Arbeit durch den Wolf verursachte Verhaltensänderungen explizit nicht aus.
Es werden einige Arbeiten zitiert, welche die oben angesprochenen Verhaltensweisen belegen.

Es lohnt sich, nach Studium des Literaturverzeichnisses, einige dieser Arbeiten zu lesen.

Hier noch einmal eine Passage aus der o. z. Arbeit:

...Yellowstone National Park (YNP) illustrated that reintroduction of gray wolves (Canis lupus) in 1995 has resulted in the re-establishment of a ‘landscape of fear’, in which prey constantly adjust their behavior in response to spatially and temporally varying predation risk [6]. Three main anti-predator behavioral responses in elk (Cervus elaphus canadensis) were observed following wolf reintroduction: alteration of vigilance level and foraging time [6], changed group size and group sex composition [7-9] and changed habitat preference [10-12]. These observed changes in ungulate behavior have been suggested to result in decreased browsing intensity by elk on tree species in habitats with high predation risk, such as riparian valleys [13-15]. However, other authors have argued that these indirect (behaviorally-mediated) effects play only a minor role relative to direct (density-mediated) effects of wolves on their prey in explaining patterns of tree regeneration [16-18].

There is consensus that behaviorally-mediated effects of predators on ungulates do occur. ...

Man muss schon flüchtig gelesen haben, wenn einem der letzte Satz im Zitat oben nicht auffällt.
Tun wir also Äußerungen von Jägern oder Anderen, welche mit eigenen Vorstellungen nicht oder nur teilweise übereinstimmen nicht einfach ab.

Mit freundlichem Gruß
Old Trapper
Denke erst bevor du schreibst,
sende erst nachdem du denkst!
Benutzeravatar
Old Trapper
Beiträge: 268
Registriert: 29. Jan 2018, 11:11

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von Old Trapper »

@ Nina

PS Der von Wolfslosung ausgehende Geruchsreiz kann im Übrigen in seiner Auswirkung nicht verglichen werden mit z. B. Erfahrungen durch jagende Wölfe im Einstand!
Denke erst bevor du schreibst,
sende erst nachdem du denkst!
Benutzeravatar
Old Trapper
Beiträge: 268
Registriert: 29. Jan 2018, 11:11

Re: Neues Rudel südlich der A4

Beitrag von Old Trapper »

imago-lupus.de hat geschrieben: 25. Feb 2018, 17:11 Zu Räuber - Beute Verhalten


https://www.hnee.de/de/Aktuelles/Presse ... 98.htm?b=1
Danke für die info imago- lupus!
Leider werden wir noch etwas auf die Egebnisse warten müssen.
Dann werden wir mehrwissen zu diesem Thema, aber sicher noch immer nicht Alles.

Mit freundlichem Gruß
Old Trapper
Denke erst bevor du schreibst,
sende erst nachdem du denkst!
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: Schalenwild und Wolf

Beitrag von Lutra »

Hallo!
Ich hab die Beiträge mal von "Neues Rudel südlich der A4" abgetrennt, damit das interessante Thema der Wechselwirkung zwischen Wolf und Schalenwild hier einen leicht wieder auffindbaren Platz findet.
Benutzeravatar
Old Trapper
Beiträge: 268
Registriert: 29. Jan 2018, 11:11

Re: Schalenwild und Wolf

Beitrag von Old Trapper »

Lutra hat geschrieben: 25. Feb 2018, 18:37 Hallo!
Ich hab die Beiträge mal von "Neues Rudel südlich der A4" abgetrennt, damit das interessante Thema der Wechselwirkung zwischen Wolf und Schalenwild hier einen leicht wieder auffindbaren Platz findet.
Danke Lutra,
gehörte ja auch nicht zum Thema "Neues Rudel ..."
Denke erst bevor du schreibst,
sende erst nachdem du denkst!
Benutzeravatar
Old Trapper
Beiträge: 268
Registriert: 29. Jan 2018, 11:11

Re: Schalenwild und Wolf

Beitrag von Old Trapper »

In dieser Arbeit, die vielen im Forum bekannt sein dürfte, wurden durch Anwesenheit von Wölfen bei Rotwild keine wesentlichen Verhaltensänderungen festgestellt.
Ähnlich äußert sich betüglich so genannter "Angstrudel" auch U. Wotschikowsky auf seiner site.

https://tu-dresden.de/bu/umwelt/forst/f ... gebiet-der
Denke erst bevor du schreibst,
sende erst nachdem du denkst!
Benutzeravatar
Old Trapper
Beiträge: 268
Registriert: 29. Jan 2018, 11:11

Re: Schalenwild und Wolf

Beitrag von Old Trapper »

Zu u. A. folgendem Ergebnis kommt T. M. Jensen 2014 bei Rehwild betreffend dessen Reaktion auf fremde Duftstoffe:

".... I found that GPS-tagged roe deer altered their spatial dispersion within their home range, they reduced their use of odour treated areas with around 50 % and with similar response to all three odours. However, odour treatment did not influence roe deer’s habitat use or spatial dispersion for their home range..."

Aus:
https://www.naturhistoriskmuseum.dk/Adm ... og+los.pdf
Denke erst bevor du schreibst,
sende erst nachdem du denkst!
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Schalenwild und Wolf

Beitrag von Nina »

@Old Trapper

Sorry, aber das Überdecken des eigenen argumentativen Faux-Pas durch Überheblichkeit ist definitiv keine Form überzeugender Argumentation.

Entschuldige, wenn ich mich wiederhole, aber Ausgangspunkt der Diskussion war Deine Überzeugung, dass man für manche Jagdreviere nicht ausschließen könne, dass man deutlich weniger oder "gar keine Rehe mehr" zu sehen bekäme, dass "viele Beobachtungen" zeigten, dass die Anwesenheit des Wolfs das Wild scheuer und schwerer zu beobachten mache und dass das Wild Bereiche miede, in denen der Wolf häufiger jage. Du schriebst von eigenen Erfahrungen, nach denen jahrelang besuchte Einstände von Rotwild bei Wolfsanwesenheit plötzlich verwaist seien, Spuren die Abnahme der Wilddichte gezeigt hätten und "vom Ansitz praktisch kein Reh- und Rotwild mehr zu sehen gewesen" sei.

Die Verlinkung der Studie aus Polen sollte diesen Deinen Eindruck untermauern, "wie die Anwesenheit von Wölfen das Verhalten und die räumliche Verteilung ihrer Beutetiere beeinflusst". Das Ergebnis dieser Studie besagt aber, dass die Wolfslosung weder die Häufigkeit der Aufenthalte noch die kumulative Aufenthaltsdauer von Rot- und Schwarzwild beeinflusst hat. Es wurden lediglich Verschiebungen der Dauer der Nahrungsaufnahme und Level der Wachsamkeit beim Rotwild beobachtet.

Folglich konnte diese Studie Deine Argumentation nicht stützen, worauf Du nachfolgend selbst ihre die Aussagefähigkeit angezweifelt hast, weil
"der von Wolfslosung ausgehende Geruchsreiz [...] im Übrigen in seiner Auswirkung nicht verglichen werden" könne "mit z. B. Erfahrungen durch jagende Wölfe im Einstand!"

Der nicht ohne Überheblichkeit hervorgebrachte "Beweis" anhand eines Beispiels des Einflusses von Wölfen auf Elche im Yellowstone Nationalpark und indirekt auf die Flora in den dortigen Uferzonen taugt wenig um die "Man-sieht-gar-keine-Rehe-mehr"-Theorie einer Anzahl X von Jägern in Deutschland zu belegen.

In der Tat sehen wir kaum Elche in Deutschland, aber nicht wegen der Wölfe, sondern weil sie nach dem Ende des zweiten Weltkriegs ausgerottet waren - durch menschliche Jäger, versteht sich.

Bei dem Zitat aus der Untersuchung von Trine Munck Jensen hast Du ein ganz entscheidendes Detail ausgelassen:

Das Rehwild hat die präparierten Stellen, an denen die Gerüche ausgebracht worden, zwar in allen drei Fällen gemieden, aber neben dem Wolfs- und Luchsgeruch eben auch den "Kontrollduft" aus verdünnter Buttersäure. Letztlich wurde damit allenfalls bewiesen, dass unbekannte Gerüche im allgemeinen zunächst von Rehwild gemieden werden.
Übrigens wurden die präparierten Stellen mit Luchsgeruch zu 60% und die von Wölfen nur zu 30% gemieden.

Keines der drei Geruchsstimuli erbrachte Hinweise auf eine Veränderung der Lebensraumnutzung, der Nutzung des Waldes, der Bewegungsmuster oder des Verhaltens.

Auch diese Studie kann folglich die vermeintlichen Beobachtungen durch Jäger in Deutschland nicht erklären.

PS. Lieber Old Trapper, wenn Deine Informationen einen Mehrwert für alle Leser haben sollen, wäre es dienlicher, wenn Du Dich auf die Kernessenzen dessen, was Du mit der Verlinkung der Studien vermitteln möchtest, fokussieren und vielleicht auch eine kleine Übersetzung liefern könntest. Nicht jeder, erst recht nicht der flüchtige Leser, versteht das Fachenglisch oder liest sich vor einer Antwort alle Arbeiten aus dem Literaturverzeichnis der jeweiligen verlinkten Studie durch. Oder möchtest Du auf diese Weise eine außerordentliche wissenschaftliche Kompetenz suggerieren? ;-)
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: Schalenwild und Wolf

Beitrag von Lutra »

Ich kann hier nicht mit Studien dienen, höchstens mit ein paar eigenen Beobachtungen, die aber sicher nicht zu verallgemeinern sind. In meiner Umgebung habe ich so einige Örtlichkeiten, wo ständig Reh- und Damwild zu beobachten ist. Genau dort fand ich auch die meisten Spuren und Risse der Wölfe. Die auffälligste Beobachtung war da, dass an einer Stelle die Reste eines Rehrisses von der letzten Nacht lagen, ca. 100m in der einen Richtung ein Sprung Rehe äste und 100m in die andere Richtung eine Gruppe Damwild stand, als wäre nichts gewesen. Auch bei einem anderen frischen Riß waren ringsum neuere Rehfährten.
Ich hatte nie den Eindruck, dass die Anwesendheit der Wölfe und selbst ihre Jagd das Wild irgendwie verscheucht hätte.
Diese Beobachtungen waren allerdings in den Randbereichen der Rudelterritorien. Wie es im Kernbereich aussieht, kann ich nicht beurteilen.
Antworten