Begriff Scheu

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
Wolfs-Theoretiker
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Re: Begriff Scheu

Beitrag von Wolfs-Theoretiker »

Hallo an alle, die hier geschrieben haben,
es ist einfach überwältigend, was durch den Begriff "Scheu" so alles zu Tage kommt.
Im Grunde genommen ist schon fast nichts mehr dazu zu sagen.
Doch als Wolfstheoretiker kann ich nicht umhin, ich muß ebend auch noch meinen Senf dazu geben.
Die Scheu ist als Substantiv am Anfang großgeschrieben und ist ein Begriff, welcher viele Arten von Scheu beinhaltet.
Auf Menschen bezogen "ein scheuer Mensch", voller Scheu, sich aus Ängstlichkeit von jemandem, etwas fernhalten.
Hier ist es ein Adjektiv, welches als Verb mal auf Tiere bezogen, auch wie folgt heißen kann:
"Ein Pferd scheut vor einem unbekanntem oder plötzlich auftauchendem Hindernis etc..."
(also das Pferd schwimmt nicht auf offener See und es tauch ein U-Boot auf oder so, also nur Redewendung) :lol:
Durch das Pferd sind wir bei den Tieren angekommen, ja es gibt noch die scheue Rehe, stets auf Gefahren achtend und sofort bereit zu fliehen, absolut nicht zutraulich.(selbst nicht in der Nähe von Schreibtischen) :roll:
Über ein scheues Reh zum scheuen Wolf, jedenfalls wird allgegenwärtig zu Verstehen gegeben,
daß ein Wolf Scheu hat, doch welche Art von Scheu hat der Wolf?
Ich denke es ist eine seiner natürlichen Lebensart entsprechende "Kontaktscheuheit",
denn normalerweise leben Wölfe im Rudel, da braucht es keine Scheu, man kennt sich und akzeptiert sich, man geht geradezu liebevoll
miteinander um. Anderst ist es außerhalb des Rudels, also wenn sich mal ein Wolf vom Rudel entfernt hat und sich auf fremden Territorium befindet
oder aus anderer Sicht, wenn sich ein fremder Wolf in einem, nicht seinem Rudel zugehörigem Territorium befindet und er wird von den Territoriums-Inhaber entdeckt, dann haste was kannste was. das heißt laufen, was das Zeug hält.
Von Vorteil fürs Überleben ist also ein ausreichender Abstand um einen genügenden Vorsprung vor den Verfolgern zu haben,
denn einen Kontakt mit den Verfolger, den scheut der verfolgte Wolf natürlich.
Da wären wir bei der Fluchtdistanz, denn der Wolf braucht eine eine kleine Zeitspanne um zu entscheiden,
wie er am besten aus der Lage rauskommt. Und die Teritoriums-Inhaber entscheiden auf Grund der Fluchtdistanz, ob sich ein in Gangsetzen der
Verfolgung überhaupt lohnt. Dies scheint ein respektvolles gegenseitiges Einschätzen der Lage zu sein. Dazu braucht es keine Scheu, sondern nur
ausreichend Distanz um Zeit zum Denken und Handeln zu haben.
Um nun auf das Zusammentreffen von Wolf und Mensch zu kommen, auch hier zeigt sich der Wolf im Grunde scheulos, wenn er plötzlich und
unerwartet vor einem auftaucht, was allerdings nicht allzu häufig der Fall sein dürfte, denn wirklich in die Nähe von Wölfen kommt man kaum,
es sei denn man geht sehr leise gegen den Wind, in Kleidung, welche der Umgebung angepaßt ist. Dann kann es sein, daß man mal dem Wolf nahe
kommt, weil er unsesere Annäherung nicht hören und wittern konnte. Aber wie schon gesagt da gibt es keine panische Flucht,
sondern meistens verschwinden die Wölfe seitlich im Unterholz oder werden anderst irgendwie unsichtbar und versuchen mit eingehaltener Flucht-
distanz seitlich an uns vorbei, hinter uns in den Wind zu kommen, weil sie wissen wollen wonach wir riechen oder wer wir sind.
(Im Falle von Lutra, würden sie natürlich sofort wissen, den kennen wir, der ist ungefährlich und der ist nur auf Spurensuche oder so.)
(Ja auch maxa67 hatte da, wie beschrieben, ähnliche Erfahrungen gemacht, ich meine, daß die Wölfe ihn aus Distanz ausgekundschaftet haben.)
Da ich nun einige Namen genannt habe, da kann ich nicht umhin, auch TheOnikra, Wolfsblut und die nicht erwähnten Mitglieder für Ihre
Super-Beiträge zu diesem Thema ein herzliches Dankeschön auszusprechen. Doch zurück zum Wolf.
Also wie man sich der gleichen Tierart oder einer Anderen, aber dem Wolf bekannten Tierart gegenüber benimmt, das weiß der Wolf.
In erster Zeitspanne zeigt der Wolf Respekt, auch Beutetieren gegenüber oder uns Menschen gegenüber.
In zweite Zeitspanne, immernoch respektvoll wird der Gegenüber beurteilt, habe ich Chancen den zu besiegen oder nicht.
Hier zeigt sich der Wolf als Opportunist, also als jemand, der sich aus Nützlichkeitserwägungen, schnell und bedenkenlos,
der jeweiligen Situation angepaßt, zum Kampf/Jagd oder dem Ausweichen eines Risikos entscheidet.
Nach dieser Entscheidung wird ohne Umkehr gehandelt, bis zum Erfolg oder Mißerfolg. Dies betrifft den Umgang mit Tieren,
mit uns Menschen hat der Wolf ein Problem, denn uns gegenüber ist er zur Zeit noch ein "ignoranter" Opportunist.
Das Unwissen über uns hindert den Wolf eine freie, zeitnahe Entscheidung zu treffen, was dem Wolf echten Stress bereitet.
Durch den Stress kann sich der Wolf nicht konzentrieren, da ein Wolf aber ein hohes Maß an Konzentration benötigt um zu überleben,
deshalb weicht er dem Stress aus und bleibt im Respektmodus, in dem Fall aber nur uns Menschen gegenüber, den einem Begleithund oder
irgendein Haustier, welches sich zu weit vom Menschen entfernt hat zählt nicht dazu.
Da die Wölfe aber mehr werden und dadurch auch immer häufiger auf Menschen treffen, da wird es nicht ausbleiben,
daß der Wolf sich allmählich an den Stress gewöhnt und sein Verhalten dadurch ändert, was dann auch an die jeweiligen Nachwuchswölfe
durch Anerziehung weitergegeben wird. Also im Sinn von Vererbung, nicht über die Gene versteht sich, sondern über Erziehung/Verhalten.
Somit haben nachfolgende Wolfgenerationen weniger Stress bei der Anwesenheit von Menschen.
Die Folge wäre, Wölfe in unmittelbarer Nähe von Ansiedlungen oder die Wölfe selbst dringen in Siedlungen ein.
Beispiele von ähnlichen Vorgängen gibt es schon mehrere, ok nicht von unserem BRD-Wölfen, aber was noch nicht ist, das kann noch werden.
Ich möchte nun nicht die USA in den Vordergrund rücken, aber dort sind Kojoten in einigen Städten fast heimisch.
Um wieder in Richtung Europa und zur BRD zu kommen geht es über England zu uns,
also die scheuen Füchse in London und die Biber an der Isar in München.
Ok, die 3 Tierarten haben nichts mit unseren BRD-Wölfen gemein, außer daß durch diese Beispiele die Verhaltens-Vererbung bestätigt wird.

Aber nun schnell wieder zu den "scheuen" oder "scheulosen" Wölfen und uns Menschen zurück, also ich denke menschlich und weiß eigentlich nicht
wie ein Wolf denkt oder so. Aber da sich die Wölfe nun schon fast 2 Jahrzehnte wieder bei uns vermehren, da hatten die Wölfe ausreichend Zeit
und Gelegenheit, um sich als wölfische Ethologen mit dem Menschen zu beschäftigen. Was die Wölfe bis jetzt herausgefunden haben,
das sieht in menschlicher Sprache sicherlich so aus:
Erwachsenen Männern besser aus dem Weg gehen. Frauen braucht man nicht unbedingt aus dem Weg gehen, denn sie tun es von sich aus.
Kinder, vor allem kleine Kinder sind für Wölfe total harmlos, aber so ganz ungefährlich ist es auch nicht, sich in der Nähe von
Frauen und Kindern entdecken zu lassen, denn die machen ordentlich Lärm, was wiederum die erwachsen Männer herbeiruft.
Das bringt Stress, also nicht wie weg, aber in der Nacht, wenn alles ruhig ist,
dann kommen wir und holen uns was zu Fressen aus der Nähe der Menschen,
aber hier war alles abgeschlossen und eingezäunt, da wurde vom Fressen nur geträumt.

in der Psychiatrie, eine Schwester zum Dokter, Herr Dokter, Herr Dokter einer der Patienten hält sich für einen Wolf.
Der Dokter ok, danke, aber keinen Besuch von der Großmutter, ist das klar.

Habe natürlich nur wieder ein wenig theoretisches Zeug losgelassen, auch ein paar Fremdworte benutzt und jede Menge Tippfehler gemacht.

Viele Grüsse an alle Leser.

Wolfstheoretiker
"Die Natur betrügt uns nie. Wir sind es immer, die wir uns selbst betrügen." Jean-Jacques Rousseau
zaino
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Re: Begriff Scheu

Beitrag von zaino »

Mal in den Raum geworfen, warum sollen Apex-Prädatoren scheu sein?
Fluchttiere, von Pferd bis Reh, sind das.
Der Beutegreifer ist vorsichtig und zugleich neugierig. Selbstbewusst auch...heisst noch lang nicht, dass er gleich mal ein Stück von einem abbeißen will.
Wolfs-Theoretiker
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Re: Begriff Scheu

Beitrag von Wolfs-Theoretiker »

Hallo zaino,
danke für das Feedback.
Sehe ich auch so, nur es wird so erklärt, als wenn er scheu ist.
Auch ich bin der Meinung, daß dieses Wort ein Mißverstädnis ist,
wie Du schon fragst, warum soll er scheu sein?
Wo bei es sich ja nur um den Abstand für die Fluchtdistanz handelt.
Er hält diesen Abstand zu uns und zu fremden Wölfe ein.
Aber ich breche hier mal ab.

also bis bald mal wieder hier im Forum

Wolfstheoretiker
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