Das sind nur wenige Beispiele. Man mag kaum glauben, dass sich diese "Öffentlichkeitsarbeit" rein zufällig gerade häuft.
"Wolfsmonitor"-Blogger Jürgen Vogler sieht dabei immer "dasselbe Muster":
Gerade die jüngsten Übergriffe auf Rinder werden genutzt, um die Kosten für den Herdenschutz als unverhältnismäßig erscheinen zu lassen - die in den meisten Fällen ohnehin der Steuerzahler trägt. Laut niedersächsischem Register über Nutztierrisse konnte seit 2008 - also in den vergangenen 9 Jahren - lediglich in 14 Fällen von Angriffen auf Rinder/Kälber tatsächlich ein Wolf als Verursacher nachgewiesen werden. Dabei beträgt der Gesamtbestand an Rindern in Niedersachsen aktuell knapp 2,8 Mio Tiere.⁵ Den Wolf anlässlich dieser Zahlen als "Bedrohung der Weidehaltung" zu erklären, erscheint dabei arg künstlich konstruiert.Nicht eine Spur des Willens zur konstruktiven Zusammenarbeit ist seitens der Bauernorganisationen in deren Pressemeldungen zu finden, sondern fast immer überbordendes Selbstmitleid und pure Ablehnung.
Wolfsmonitor, 08.11.16: "Wieder einmal: Wölfe für den Untergang des Abendlandes verantwortlich…" http://wolfsmonitor.de/?p=5872
Das Niedersächsische Umweltministerium hat die Kosten für die Wolfsrückkehr für die Jahre 2016/17 mit jährlich Euro 800.000 veranschlagt, wovon Euro 510.000 für die Richtlinie Wolf erwartet werden - d. h. die in Form von Präventions- und Billigkeitsleistungen direkt an die Tierhalter ausgeschüttet werden.⁸
Kürzlich hat der Bautzener Landrat, Michael Harig (CDU), die Entnahme des kompletten Rosenthaler Rudels beim sächsischen Umweltministerium beantragt, die erwartungsgemäss abgelehnt worden ist. Ulrich Wotschikowsky stellte fest, dass eine Abschussgenehmigung in diesem Fall eine EU-Vertragsverletzung sei, die mit 900.000 Euro pro Tag geahndet werden könne, bis der rechtsgültige Zustand wieder hergestellt sei.⁶
Die gesamten Herdenschutzkosten eines Jahres in einem Bundesland werden also als "unbezahlbar" deklariert, während man quasi dieselbe Summe pro Tag als EU-Rechtsverletzung dem Steuerzahler nur zu gern aufzubürden bereit wäre? Wie passt das zusammen? Zumal der alleinige Wolfsabschuss ohne sonstige Herdenschutzmaßnahmen nicht vor Wolfsangriffen schützt, sondern deren Häufigkeit sogar noch erhöhen kann.⁷
Und so stellt Ulrich Wotschikowsky (ähnlich wie Herr Vogler) fest:
Wenn also die Bauernverbände hohe Kosten für die Steuerzahler beklagen, welche deren Mitglieder ja immerhin entschädigen/bezuschussen, könnte man ja mal einen Blick darauf werfen, in welchen Genuss von Steuergeldern die Agrarbetriebe noch so kommen:Denn nach wie vor nehmen viele Schafhalter die Wölfe nicht ernst, vertrauen offenbar auf Schadensersatz. Es ist sogar der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass es manche einfach darauf ankommen lassen wollen: Hohe Verluste könnten genügend politischen Druck erzeugen, sich der Wölfe zu entledigen.
http://woelfeindeutschland.de/sachsen-l ... iminieren/
Da wären die jährlich mehr als 5 Milliarden Euro Agrarsubventionen an den deutschen Agrarsektor erwähnenswert. Da die überbordende Milchproduktion der Milchbviehhalter zu einer Milchschwemme einschließlich des zu erwartenden Preisverfalls geführt hat, bekommen Deutschlands Milchviehhalter vom Steuerzahler ein finanzielles Rettungspaket in Höhe von 581 Millionen Euro allein für 2016/2017, welches sie dazu animieren soll, weniger Milch zu produzieren.⁹
Wegen der Überproduktion und der damit verbundenen systembedingten nicht artgerechten Fütterung (kraft- statt rauhfutterorientiert) beträgt der jährliche krankheitsbedingte "Abgang" von Deutschlands Milchkühen rund 30%.¹⁰ Diese Sterblichkeitsrate, sei es durch vorzeitige Schlachtung oder Verenden, ist enorm; im Gegensatz zu den Rissen durch Wölfe: In Niedersachsen sind das derzeit durchschnittlich weniger als 5 pro Jahr seit 2014 - bei rund 2,8 Mio Rindern!
Und der Steuerzahler wird demnächst noch um ein Vielfaches mehr für Deutschlands Landwirte zahlen dürfen, denn die EU hat gegen Deutschland nun Klage vor dem EuGH eingereicht, weil unsere Politik nichts gegen die exzessive Gülleflut unternimmt, die unser Wasser mit Nitrat verseucht. Es drohen Strafzahlunge in Milliardenhöhe, die natürlich nicht die Verursacher, die Landwirte, sondern gefälligst die Steuerzahler zu tragen haben.
Frankreichs Strafzahlungen werden z. B. zur Zeit mit 1-3 Milliarden Euro beziffert.¹¹
Spitzenreiter in der Gülleverseuchung ist übrigens das Land Niedersachsen mit mehr als 60% betroffenen Landesflächen.¹² Niedersachsens Landwirte, die sich sozusagen im Mutterland der künstlichen Wolfshysterie immer noch um Rotkäppchen sorgen, nehmen die Gefährdung besonders von Säuglingen und Kleinkindern¹¹ durch nitratverseuchtes Trinkwasser offenbar wesentlich gelassener.
Und anders als beim Wolf sind die Handlungsmöglichkeiten äußerst beschränkt, wenn sich das Nitrat erst einmal im Grundwasser befindet:
Das setzt natürlich voraus, dass immer noch genügend unbelastete Quellen vorhanden sind, aus denen man Wasser zum Mischen entnehmen kann.Nitrat, Rückstand von Gülle oder Kunstdünger, ist gut wasserlöslich und lässt sich kaum aus dem Wasser herausfiltern. Wenn der Düngerrückstand erst einmal das Grundwasser erreicht hat, bleibt das Wasser auf unabsehbare Zeit belastet. [...] Um den Nitrat-Grenzwert sicher einzuhalten, wird das belastete Wasser mit nitratfreiem aus anderen Quellen gemischt.
http://www1.wdr.de/nachrichten/westfale ... e-100.html
Aber die Bauernverbände setzen wohl lieber auf das Thema Wolf. Ihre exzessive Düngepraxis wollen sie sich jedenfalls nicht durch eine Düngeverordnung einschränken lassen:
Armer Wolf, dass ausgerechnet er immer den Kopf für alle Missstände herhalten soll...Darüber hinaus problematisch ist, dass die Düngeverordnung viele detaillierte Regelungen vorsieht, die zu starr und nicht praxistauglich sind.
http://www.tagesschau.de/inland/nitrat- ... r-101.html
¹ https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f2710.html
² http://www.focus.de/regional/niedersach ... =fb-shares
³ http://www.pnn.de/pm/1129919/
⁴ http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenbu ... f2704.html
⁵ https://www.ndstsk.de/index.php?bereich ... =781&akk=1
⁶ http://woelfeindeutschland.de/sachsen-l ... iminieren/
⁷ http://www.wissenschaft-aktuell.de/arti ... 89706.html
⁸ http://www.umwelt.niedersachsen.de/aktu ... 36929.html
⁹ https://www.bundesregierung.de/Content/ ... paket.html
¹⁰ http://www.swr.de/report/billige-milch- ... index.html
¹¹ https://presse.wdr.de/plounge/wdr/progr ... F0.presse2
¹² http://www.tagesschau.de/inland/nitrat- ... r-101.html