Fehlender Kehlbiss

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
zaino
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Re: Fehlender Kehlbiss

Beitrag von zaino »

Und ich hab sie Dir glaub ich schon mal beantwortet, mehr oder weniger:
- einzelne Wölfe tanzen sicher mal aus der Reihe
- in einer Surplus-Kill-Situatin auf einer Schafkoppel beispielsweise kann das schon mal zu unfeineren Grappsch-Methoden kommen.
- wenn der Wolf gestört wird, kann mal ein Tier verletzt überbleiben.
Eine komplette Verhaltensänderung einer ganzen Spezies ist kaum zu erwarten.

Und Drittens: Halbtote oder anderweitig zerrissene Tiere gabs schon immer mal, auch als es noch KEINE Wölfe weit und breit gab. Hatte ich ja lang und breit erklärt, nur: Du nimmst es mir halt einfach nicht ab.

Viertens: Wo bitte hat der Wolf hier ein uneingeschränktes Schlaraffenland? In einer angestrebt "wildfreien" Forstlandschaft, mit 1000 Straßen, Lärm, zu wenig Rückzugsmöglichkeiten wird er sich nicht dauerhaft ansiedeln. In Bundesländern, wo er das tut, hat er zumindest ein bisschen mehr Platz. Manchmal findet er Nischen und manchmal wandert er durch.
NEIN, sie möchten grundsätzlich NICHT mit uns kuscheln. Aber Begegnungen sind natürlich möglich. Ja mei.

Fünftens: Wo bitte hat der Wolf "natürliche Feinde" außer Menschen? Er kann jederzeit z. B. bei der Jagd auf Rot- oder Schwarzwild mächtig eins auf die Waffel kriegen, von Fanatikern an- oder totgeschossen und vom Auto oder Zug plattgefahren werden. Bären? Haben wir nicht hier. Und wo es sie gibt, jagen und fressen die keine Wölfe, sondern machen ihnen Konkurrenz oder vertreiben sie vom Riss. Als Regulativ auf die Wolfspopulation wirken sie nicht.

*seufz*
Bin auf die nächste Antwort ja mal gespannt... .
Grauer Wolf

Re: Fehlender Kehlbiss

Beitrag von Grauer Wolf »

zaino hat geschrieben:Fünftens: Wo bitte hat der Wolf "natürliche Feinde" außer Menschen? Er kann jederzeit z. B. bei der Jagd auf Rot- oder Schwarzwild mächtig eins auf die Waffel kriegen, von Fanatikern an- oder totgeschossen und vom Auto oder Zug plattgefahren werden. Bären? Haben wir nicht hier. Und wo es sie gibt, jagen und fressen die keine Wölfe, sondern machen ihnen Konkurrenz oder vertreiben sie vom Riss. Als Regulativ auf die Wolfspopulation wirken sie nicht.
Eben, die hat er als Apex-Prädator nicht (außer in der Welpenzeit, da ist er evtl. durch Bären oder große Raubkatzen gefährdet). Und Bären? Die stehen in manchen Gegenden auf Wolfs Speisekarte... ^^ (In B.C. machen bei den Küstenwölfen Schwarzbären etwa 5% der Biomasse der Beute aus, werden also regelmäßig gejagt.)

Gruß
Wolf
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Nina
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Re: Fehlender Kehlbiss

Beitrag von Nina »

Es geht letztlich doch nur wieder einmal darum, einen künstlichen Zusammenhang zwischen Nicht-Bejagung und einem angeblich auffälligen Verhalten zu konstruieren, um am Ende eine Bejagung als Heilmittel zu präsentieren und diese zu legitimieren.

Dabei entlarvt ein Blick auf einen anderen, bereits stark bejagten Caniden das von Partikularinteressen geleitete Konstrukt:

Der Fuchs zeigt nämlich für gewöhnlich das gleiche Bild des Surplus Killing auch im Hühnerstall, und keine noch so qualvolle Bejagung hat ihn bislang davon abgehalten. Als Beispiel verlinke ich mal einen Fall aus dem Südkurier vom 18.06.2015: "Fuchs richtet Gemetzel im Hühnerstall an".¹

In dem Bericht könnte man beliebig "Fuchs" durch "Wolf" und "Hühner" durch "Schafe" ersetzen; die Argumentation von Tierhalter und Jäger ist stets dieselbe. Man sei ja tierlieb, aber der Beutegreifer könne doch keinen höheren Schutz genießen als die Haustiere, es gäbe ohnehin zu viele und darüber hinaus würden sie immer respektloser. Die Klagen der Tierhalter nähmen zu und überhaupt sei artgerechte Freilandhaltung kaum mehr möglich.

Der einzige Unterschied von Wolf und Fuchs: Der Fuchs wird offiziell massiv bejagt, der Wolf nicht. Und trotzdem macht eine halbe Million in Deutschland jährlich erlegter Füchse offensichtlich keinen Unterschied bezüglich der Problematik für die Tierhalter. In dem Artikel des Südkuriers rechtfertigt der Jäger das mangelhafte Ergebnis der Problemlösung für die Tierhalter damit, dass der Fuchs dann eben noch nicht genug bejagt werde. Man könne ja schließlich auch noch die Schonzeiten komplett aufheben.

Das Prinzip hinter dem Surplus Killing ist nachvollziehbar und kein Indiz für eine Verhaltensänderung, weder für den Fuchs noch für den Wolf.
Es wird erbeutet, was leicht verfügbar ist. Bei wildlebenden Beutetieren sind selten viele leicht zugängliche Tiere auf einmal erlegbar, da die Strategie der Flucht hier ausgelebt werden kann und es dann in der Regel den Unfittesten erwischt oder den Unvorsichtigsten. Eine eingezäunte Herde kann den Faktor Flucht kaum nutzen; und wer sich den Beutegreifer nicht durch Kampf vom Leib halten kann, wird eben Teil von dessen "Vorratshaltung".

Unter natürlichen Bedingungen in der freien Landschaft würde sich der Beutegreifer nach und nach des restlichen Vorrats bedienen - diese "Vorratshaltung" macht also durchaus Sinn und leistet zudem einen Beitrag zum Nahrungserwerb für andere Wildtiere, wie Greifvögel, Marder, Füchse, Rabenvögel etc bis hin zu Käfern, Schnecken usw.

Den Menschen wirft man auch nicht vor, dass sie z. B. bei festlichen Anlässen oftmals mehr Nahrung für sich und die Gäste bereitstellen und Übriggebliebenes einfrieren, um sich nach und nach daran zu bedienen.

Überhaupt ist der Mensch der unangefochtene Rekordhalter des Surplus Killings: Nicht nur, dass in Deutschland jährlich 18,4 Mio. Tonnen Lebensmittel auf dem Müll landen - es befinden sich darunter auch viele Tiere, die zunächst auf umweltschädigende und ressourcenverschwendende Weise qualvoll gehalten und gemästet wurden, um danach auf der Müllkippe zu landen.

Die 3sat-Reportage "Schweine für den Müllcontainer - warum es zu viel Fleisch gibt" berichtete am 25.02.2015 darüber, dass von den in Deutschland rund 59 Mio jährlich gemästeten und geschlachteten Schweinen gut ein Drittel - 20 Mio. - auf dem Müll landen.
Allein eine Hamburger Biogasanlage würde jährlich 20.000 Tonnen Fleischreste entsorgen.²

Es erstaunt mich immer wieder, wie Menschen Beutegreifer als Schädlinge verdammen und bekämpfen wollen, während sie selbst für sich in Anspruch nehmen, auf noch viel verschwenderischere, unsinnigere und zerstörerische Weise das Töten von Beutetieren inklusive industrialisiertem Surplus Killing zu praktizieren.

¹ http://www.suedkurier.de/region/schwarz ... 23,7936985

² http://www.3sat.de/page/?source=/ard/se ... index.html
Redux

Re: Fehlender Kehlbiss

Beitrag von Redux »

Nina hat geschrieben:Es erstaunt mich immer wieder, wie Menschen Beutegreifer als Schädlinge verdammen und bekämpfen wollen, während sie selbst für sich in Anspruch nehmen, auf noch viel verschwenderischere, unsinnigere und zerstörerische Weise das Töten von Beutetieren inklusive industrialisiertem Surplus Killing zu praktizieren.
Na ja, das eine hat wohl mit dem anderen nicht viel zu tun (so von wegen konstruierter Zusammenhang)schon nur alleine weil es den bzw. die Menschen in diesem Sinne nicht gibt. Aber die Diskussion über das Übertöten von Beutetieren welches einfach dem Jagdtrieb und der fehlenden Ausweichmöglichkeit der Beute geschuldet ist, ist selbstverständlich unsinnig, wenn solche Szenarien für die Tierhalter auch extrem belastend sein mögen. Beutegreifer als Schädlinge einzustufen gehört da natürlich auch zu, so mal auch niemand durch Beutegreifer in seiner Existenz bedroht ist. (Hobbytierhalter die sich keinen wirksamen Herdenschutz leisten können müssen sich halt ein anderes Hobby suchen)
Lämmchen
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Re: Fehlender Kehlbiss

Beitrag von Lämmchen »

Nina hat geschrieben:Es geht letztlich doch nur wieder einmal darum, einen künstlichen Zusammenhang zwischen Nicht-Bejagung und einem angeblich auffälligen Verhalten zu konstruieren, um am Ende eine Bejagung als Heilmittel zu präsentieren und diese zu legitimieren.
Du fährst deine Phantasien spazieren und benutzt sie, um dein Wissen zu demonstrieren, obwohl es im Zusammenhang mit dem Eingangspost gar nicht gefragt ist.
Eine Jagd auf Wölfe habe ich dort nämlich nicht gefordert.


@Zaino, grauer Wolf
ich habe nirgendwo geschrieben, der Wolf habe "natürliche Feinde" außer dem Menschen.
Ich verstehe deshalb nicht, warum ihr das hier so ausbreitet.
Redux hat geschrieben:... das Übertöten von Beutetieren welches einfach dem Jagdtrieb und der fehlenden Ausweichmöglichkeit der Beute geschuldet ist, ist selbstverständlich unsinnig,
Es ging mir nicht um das Übertöten von Beutetieren, sondern um einen fehlenden Kehlbiss beim Beutetier, beim noch lebenden aber schwer verletzten Tier und beim toten Tier, und daraus resultierend um die Frage, ob sich das Fressverhalten von Wölfen bei veränderten Umweltbedingungen (keine Feinde und ein Überangebot an Nahrung) ebenfalls verändert, was sich darin äußert, dass ein Kehlbiss nicht mehr vorgenommen wird.
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Nina
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Re: Fehlender Kehlbiss

Beitrag von Nina »

Lämmchen hat geschrieben:Du fährst deine Phantasien spazieren und benutzt sie, um dein Wissen zu demonstrieren, obwohl es im Zusammenhang mit dem Eingangspost gar nicht gefragt ist.
Jetzt bin ich aber am Boden zerstört. Dabei hieß es doch im Eingangspost:
Lämmchen hat geschrieben:Für Antwort wäre ich dankbar.
Das galt wohl aber nur für gewünschte Antworten und nicht für unliebsame. ;-)

Leider hast aber gerade du uns Phantasien präsentiert und dabei die Demonstration von Wissen offenbar vernachlässigt.

Dabei hatte ich so gehofft, dass du folgende Frage von SammysHP zumindest zu beantworten versuchen würdest:
SammysHP hat geschrieben:Woher kommt eigentlich die Info, dass so etwas in letzter Zeit vermehrt auftritt?
Die ganze Diskussion erübrigt sich nämlich, wenn das "vermehrte Auftreten" der plakativ skizzierten Phänomene gar nicht in der Realität, sondern lediglich im Köpfchen eines Lämmchens existiert. Also demonstrier' uns doch mal, dass du die Sache mit dem "Wissen statt Phantasie" besser beherrscht als die von dir hier kritisierten Diskussionsteilnehmer. ;-)
zaino
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Re: Fehlender Kehlbiss

Beitrag von zaino »

Lämmchen, es ging um "Jagddruck" - ich habe das gleichgesetzt mit "allem, was dem Wolf evt. ans Leben will" - sprich Feinde.

Ist wohl insgesamt so wie Nina schreibt:
Nina hat geschrieben:
Lämmchen hat geschrieben:Für Antwort wäre ich dankbar.
Das galt wohl aber nur für gewünschte Antworten und nicht für unliebsame. ;-)
Mein Zorn in den vorigen Posts bezieht sich eben darauf, dass Du IMMER so argumentierst bzw. IMMER die gleichen Diskussionsmuster verfolgst und dann furchtbar blökst wenn alle sauer werden. .

Unser Lämmchen ist ein kleines politisch geradezu abgefeimtes Wölfchen im Schafspelzchen, wenn Ihr mich fragt.
Grauer Wolf

Re: Fehlender Kehlbiss

Beitrag von Grauer Wolf »

zaino hat geschrieben:Unser Lämmchen ist ein kleines politisch geradezu abgefeimtes Wölfchen im Schafspelzchen, wenn Ihr mich fragt.
Warum beleidigst Du die Wölfe? :mrgreen:
zaino
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Re: Fehlender Kehlbiss

Beitrag von zaino »

Das war eine METAPHER - zugegeben, auf Basis eines alten aber blöden Spruchs.
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