Luchse im Harz

Themen über frei lebende Bären und Luchse in Europa (keine Gehegetiere).
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Old Trapper
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Re: Luchse im Harz

Beitrag von Old Trapper »

Lone Wolf hat geschrieben: 2. Feb 2018, 10:23 Nach dem Lesen des konkreten Falles, bin ich leicht anderer Meinung als Old Trapper, ich sehe in dem Verhalten keinesfalls einen "Problemluchs", wer diesen Ablauf im speziellen Falle als potentiell unerwünschte Begegnung und problematisch sieht, impliziert, dass er Tiere/ Carnivoren nur noch im Zoo sehen kann. Anders sähe es aus, wäre der Hund angeleint und eng am Menschen geführt worden. Dann und nur dann würde ich dir, Old Trapper, zustimmen.

Aber in diesem Fall sind wir es, die daraus Lehren ziehen müssen, wir müssen unser Verhalten reflektieren, welches bei Anwesenheit von größeren Carnivoren erforderlich ist, wir müssen uns offensichtlich bestimmte Verhaltensregeln wieder aneignen. Genau wie im Verkehr oder am Arbeitsplatz, um eben Gefahrensituationen zu minimieren.

Grüße
LW
Danke für deine Antwort.
Ich gebe dir Recht, dass es sich hier nicht um einen tatsächlichen"Problemluchs" handelt. Das sehe ich genau so.
Schlagzeilen wie "....vertreibt Luchs mit Hundeleine..." implizieren beim Leser allerdings zunächst, der Luchs habe sich dem Menschen auf kurze Distanz genähert. Das allein genügt, um aus dem natürlichen Verhalten von Luchsen für viele Zeitgenossen problematisches Verhalten abzuleiten. Das in diesem Fall die Hundehalterin durch das frei Laufenlassen ihres Hundes den Vorfall selbst mitverursacht hat, ist unter uns sicher unstrittig. So mancher Hundehalter wird das leider anders sehen.
Es ist darüber hinaus wichtig zu wissen, dass auch Luchse, welche keine Beute verteidigen, sich Hunden gegenüber aggressiv verhalten können. Sidorovich beschreibt einige Fälle, in denen Luchse Wolfswelpen, Jungwölfe und sogar trächtige Fähen getötet haben (Sidorovich, V. u. I. Rotenko 2018: Reproduction biology in grey wolves canis lupus in Belarus. Minsk).

Nur Aufklärung und wie du richtig schreibst, reflektiertes angepasstes Verhalten können dafür sorgen, dass nicht harmlose Luchse zu Problemluchsen gemacht werden, wodurch sie zu einem allgemeinen Problem für den Schutz des Luchses werden.

Mit freundlichem Gruß
Old Trapper
Denke erst bevor du schreibst,
sende erst nachdem du denkst!
Schattenwolf

Re: Luchse im Harz

Beitrag von Schattenwolf »

Lone Wolf hat geschrieben: 2. Feb 2018, 10:23 Nach dem Lesen des konkreten Falles, bin ich leicht anderer Meinung als Old Trapper, ich sehe in dem Verhalten keinesfalls einen "Problemluchs", wer diesen Ablauf im speziellen Falle als potentiell unerwünschte Begegnung und problematisch sieht, impliziert, dass er Tiere/ Carnivoren nur noch im Zoo sehen kann. Anders sähe es aus, wäre der Hund angeleint und eng am Menschen geführt worden. Dann und nur dann würde ich dir, Old Trapper, zustimmen.

Aber in diesem Fall sind wir es, die daraus Lehren ziehen müssen, wir müssen unser Verhalten reflektieren, welches bei Anwesenheit von größeren Carnivoren erforderlich ist, wir müssen uns offensichtlich bestimmte Verhaltensregeln wieder aneignen. Genau wie im Verkehr oder am Arbeitsplatz, um eben Gefahrensituationen zu minimieren.

Grüße
LW
Genau der Meinung bin ich auch. Wenn der Hund an der Leine in unmittlbarer Nähe zu der Besitzerin gewesen wäre, sehe die Sache anders aus.
Wer weiß den schon wie weit sich der Hund entfert hat,viele Hunde laufen bei Verunsicherung zum Herrchen oder Frauchen zurück.
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Lone Wolf
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Re: Luchse im Harz

Beitrag von Lone Wolf »

@Old Trapper,
wir sind einer Meinung.
Deinen Link zu der Seite von Sidorovich habe ich mit großem Interesse genutzt, da Berichte über Interaktionen Wolf/ Luchs ziemlich selten sind.
Vielen Dank auch dafür.

Viele Grüße
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Luchse im Harz

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Müller et al. (2020): The rise of a large carnivore population in Central Europe: genetic evaluation of lynx reintroduction in the Harz Mountains. DOI: 10.1007/s10592-020-01270-w. Google Translate Volltext

Abstract
Große Carnivore haben ein erfolgreiches Comeback in von Menschen dominierten Landschaften in Mitteleuropa erlebt. Der Eurasische Luchs wurde beispielsweise in verschiedenen Regionen aktiv wieder eingeführt. Die genetische Vielfalt schwindet in diesen isolierten, kleinen Populationen schnell und stellt den langfristigen Erfolg der Wiedereinführung von Luchsen in Frage. Um die Populationsentwicklung und die genetische Vielfalt in einer wieder eingeführten Luchspopulation zu verfolgen, verwendeten wir Mikrosatellitenanalyse und mtDNA-Haplotypisierung basierend auf 379 Proben, die während des ersten 15-jährigen Zeitraums der Wiedereinführung von Luchsen im Nationalpark Harz, Deutschland, gesammelt wurden. Die Harz-Luchspopulation zeigt eine höhere genetische Vielfalt im Vergleich zu anderen Luchs-Wiedereinführungen aufgrund der anfänglichen Kreuzung unterschiedlicher in Gefangenschaft lebender Quelllinien und einer vergleichsweise hohen Gründergröße. Während die Population ein signifikantes Bevölkerungswachstum aufweist und sich in angrenzende Regionen ausbreitet, nimmt die genetische Vielfalt kontinuierlich ab. Die erwarteten Heterozygotiewerte fielen innerhalb von 10 Jahren von 0,63 nach Wiedereinführung (2006/2007) auf 0,55. Trotzdem ist die Harz-Luchspopulation derzeit eine tragfähige Komponente für eine geplante Luchs-Metapopulation in ganz Mitteleuropa. Die anhaltende genetische Erosion in der Harzer [Luchs-]Population sowie ein Mangel an Genfluss aus benachbarten Populationen weisen darauf hin, dass eine solche Konnektivität dringend erforderlich ist, um eine langfristige Persistenz der Population sicherzustellen.
"Though this be madness, yet there is method in 't ..."
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