Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Themen über frei lebende Bären und Luchse in Europa (keine Gehegetiere).
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von Wolfsheuler »

In einem Gebiet im Bayerischen Wald (im Artikel geht die Rede von 300 km2) verschwinden regelmässig Luchse. Kein Luchs kann sich mehr als 2 bis 3 Jahre dort halten. Das hat mit natürlicher Mortalität nichts mehr zu tun. Somit entsteht auch kein Populationsdruck und die Luchse können sich nicht ausbreiten in Bayern. Seit Jahren schon stagniert die Population und steht am unteren Ende des Aussterbens. Es gab sogar einen Fall im Jahr 2009, wo einer damit geprahlt hat, dass die Luchsin jetzt nur noch 1 Jungtier hätte. Kurz danach war die Luchsin auch verschwunden. :x
Insgesamt scheint etwas am Wildtiermanagement in Bayern nicht zu stimmen oder ganz einfach nicht mehr zeitgemäss zu sein. So verweist der Newsletter auch auf die Unterschiede beim Rotwildmanagement mit der Schweiz und dass dort im Gegensatz zu Bayern nicht auf Grundstücksgrenzen Rücksicht genommen wird. Auch gibt es dort keine Wintergatter. Oder anders ausgedrückt: Wenn Wildtiere wie Wolf oder Luchs wieder eine Chance in Bayern haben sollen, muss die Jagd in Bayern ändern und das ganze Management. Da müssten die Bayern aber etwas tun, was ihnen schwerfallen dürfte, nämlich zu schauen wie die Nachbarn es besser machen.
http://www.luchsprojekt.de/downloads/Lu ... 012-11.pdf
Grauer Wolf

Re: Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:In einem Gebiet im Bayerischen Wald (im Artikel geht die Rede von 300 km2) verschwinden regelmässig Luchse. Kein Luchs kann sich mehr als 2 bis 3 Jahre dort halten. Das hat mit natürlicher Mortalität nichts mehr zu tun.
Dreimal darfst Du raten, warum... :(

Gruß
Wolf
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von balin »

Ein ähnliches Problem gibt es in den Vogesen.
http://www.ferus.fr/actualite/dispariti ... more-19102
Die Hälfte der ausgewilderten Luchse rechnet man der "braconnage" zu. Sie sind einfach nicht mehr da. Zehn gibt es noch, davon vier weibliche.
Mit der Forderung nach gesicherten Wanderkorridoren in Richtung Jura und in Richtung Pfalz wünscht man sich Besserung in der Bestandsentwicklung.
Über die ober- und niederbayerischen Hottentotten machen wir uns hier keine Illusionen. In den letzten Tagen habe ich aber mal versucht, Gründe dafür herauszufinden, wieso die Wölfe die Strecke von der Lausitz bis ins Fichtelgebirge bis jetzt noch nicht geschafft haben. Solche Hügel müssen es in sich haben,
obwohl sie doch eigentlich für Raubtierwanderungen prädestiniert scheinen. Mein nächstes Projekt ist, mal Google Earth auf meinem Linuxcomputer fest zu machen
und dann mal das Erzgebirge entlangzufliegen. Über dem Nationalpark Bayerischer Wald war ich schonmal. Da sieht man die Arbeit des Borkenkäfers, aber eigentlich keine wolfs- und luchsfeindlichen Landschaften.
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von Wolfsheuler »

Nee, die Landschaften sind nicht das Problem. Aber vielleicht die Knallköpfe, die in den Landschaften wohnen.
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von balin »

Hier mal der Lagebericht zum Luchs aus der Gegend nördlich des Bayerischen Waldes:
http://www.frankenpost.de/lokal/fichtel ... 42,2305541
Die Vermutung des Vorsitzenden vom Arbeitskreis Luchs ist, daß das Reviersystem in der Jagd für die Entwicklung solcher Raubtiere hinderlich wäre.
Er sieht die Schweiz im Gegensatz dazu als positives Beispiel. Sollte er mal näher ausführen.
Immerhin, in meiner Nähe soll es eine Luchssichtung gegeben haben.
Der Arbeitskreis Luchs ist bei uns übrigens auch für den Wolf zuständig. Neue Strukturen gibt es für den Wolf erst, wenn er da ist. Das wäre die zweite Stufe des Wolfsmanagementplanes, die aber immer noch nicht endgültig erarbeitet ist. Am Wolf will sich von den Seilschaften niemand die Finger verbrennen. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß das leicht den politischen Kopf kosten kann.
jurawolf
Beiträge: 967
Registriert: 5. Okt 2010, 23:32

Re: Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von jurawolf »

balin hat geschrieben:Die Vermutung des Vorsitzenden vom Arbeitskreis Luchs ist, daß das Reviersystem in der Jagd für die Entwicklung solcher Raubtiere hinderlich wäre.
Er sieht die Schweiz im Gegensatz dazu als positives Beispiel. Sollte er mal näher ausführen.
der gute herr sollte sich erst mal gründlich über die situation in der schweiz informieren. hier gibt es beide jagdsysteme (revier- und patentjagd) über grosse gebiete verteilt. in beiden systemen gibt es grosse, gut bekannte luchsbestände. fakt ist, dass die revierjagd noch nirgends zu grösseren konflikten mit dem luchs geführt hat als die patentjagd. es ist eher das gegenteil der fall: die grössten konflikte mit zahlreichen gewilderten luchsen traten ende der 1990er im kanton bern auf, einem patentjagdkanton. und das erste gesuch zur regulation (=starke dezimierung) des luchsbestandes, was in der schweiz durch die revidierte jagdverordnung seit letztem jahr möglich ist, liegt vor und stammt ebenfalls aus einem patentjagdkanton.

man auch bei uns schon oft darüber dikustiert, welches jagdsystem dem grossraubtieren mehr entgegenkommt. theoretisch war dies schon die patentjagd (dort kann der jäger problemlos grossflächig ausweichen und gebiete suchen, wo der raubtierdruck geringer ist und er damit leichter zum schuss kommt), praktisch zeigten sich aber genau dort die grössten konflikte und nicht in der revierjagd.

das jagdsystem ist wohl zweitrangig, entscheidend ist die gesinnung der jägerschaft und diese ist in bayern nun mal nicht gerade das was man fortschrittlich nennt... :twisted:
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von balin »

Der Freiherr von Gemmingen denkt halt großräumig. Seine Ländereien im Steinwald dürften in der Größe nicht mehr mit einem Revier gemessen werden.
Für Naturschutzprojekte ist das aber bei entsprechender Einstellung des Inhabers nicht schlecht. Im Herbst habe ich davon einen gewissen Eindruck bekommen.
Was auf Veranlassung der Gutsverwaltung oder unter ihrer Mitwirkung dort in Gang gesetzt worden ist, ist schon beachtlich. Das geschieht natürlich vor allem unter dem Gesichtspunkt der Jagd. Was die Rinder anbetrifft, sind sie nicht so belastbar. Da springen dann aber andere ein und deswegen war ich da. ;-)
Im übrigen stellt er aber korrekt fest, daß es den Luchs in der Schweiz gibt und hier überhaupt fast kaum. Es wird schon Gründe haben.
Das Argument, daß Jäger beim Lizenzsystem großräumig bei Raubtierdruck ausweichen können, muß man sich merken. Zumindest ist dann der Wolf oder Luchs nicht persönlich zu nehmen. Es gibt dann schonmal ein paar gemütsmäßige Wallungen weniger. Die Schweizer sind da vielleicht etwas ausgeglichener. :-D
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von Wolfsheuler »

In Hessen oder Niedersachsen werden Luchse regelmässig gesehen, auch von Jägern. Und auch dort gibt es die Revierjagd. Und dort entwicklen sich die Luchspopulationen gut. Die Gründe für das Problem in Bayern müssen also etwas differenzierter gesehen werden. Ein Problem dürfte die "Wald vor Wild" Politik sein. Weil die Rehbestände in Bayern schon geringer sind als in der Schweiz oder Niedersachsen, fällt es den Jägern schwerer die schon wenigen Rehe noch mit anderen zu teilen. Ob das der einzige Grund ist, schwer zu sagen.
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von balin »

Das mit dem Bermuda Dreieck für die Rehe im bayerischen Wald und auch bei uns kannst du locker vergessen und du wirst auch auf eher harmlose Weise da mit mir Streit bekommen, wenn du das weiter verbreitest. Die roe deers sind liebenswerte Tiere und haben Augen um sich drin zu verlieren. Aber es hat niemand verlangt, daß sie den Waldumbau mit massiver Überzahl derart behindern. Wenn die Bäume groß sind dürfen sie ja, aber auch nur in dem Maße, daß wieder junge nachwachsen können. Der Luchs lebt hier im absoluten Schlaraffenland. Wenn schon ich zehn Rehe hinter meinem Haus zwischen Sonnenuntergang und Morgengrauen beobachten kann und es hier aber noch zwanzig andere Häuser gibt, dann rechne dir mal die Anzahl Rehe hoch.
Daran kann es bestimmt nicht liegen und ich kann dir sagen, wenn ich dürfte, dann würde ich kein Hundefutter kaufen müssen.
Den Luchsen und den Wölfen gönne ich das aber zum Ausgleich und sie würden damit ein gutes Werk zur Erhaltung ihres Habitats und auch von dem der Rehe leisten. Die brauchen ja alle zusammen den Wald.
Ich behaupte, das mit den Luchsen hängt genauso wie das mit den Wölfen recht eng mit der Psyche der Jäger zusammen und das vordergründige Problem dabei sind die Rehe. Je mehr man hat oder sich zuordnet, umso mehr Sorgen hat man. Die Wölfe oder Luchse kennen den Eigentumsbegriff nicht, die bedienen sich einfach. Der Jäger im Hegemodus ist zum Zwitter geworden. Die verteidigen etwas, was ihnen eigentlich nicht gehört und die Opfer sind ebendiese, nämlich Luchs und Wolf und noch ein paar andere. So geht das mit den Revieren. Wenn ich eine Lizenz für eine bestimmte Beute kaufe und das dann auch klappt, fallen eine Menge korrumpierende Gedanken weg. So gesehen darf man den Jägern rein aus Mitgefühl ein anderes Jagdsystem wünschen, einfach damit sie wieder geradaus in die Welt schauen können.
Bitte vergiß das mit den notleidenden Rehen, die sind da, fett und zahlreich!
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Bermuda Dreieck im Bayerischen Wald?

Beitrag von Wolfsheuler »

Das mit den Rehen, balin, kommt ja nicht mal von mir. Das kommt einerseits von Mitgliedern des bayerischen Jagdverbandes und andererseits auch von Leuten aus dem Luchsprojekt, was keine Jäger sind. Mag sein, dass bei die in deinem Revier viele Rehe sind, aber ist das überall der Fall?
Antworten