Enttäuschende Luchspopulation in Bayern

Themen über frei lebende Bären und Luchse in Europa (keine Gehegetiere).
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Enttäuschende Luchspopulation in Bayern

Beitrag von Wolfsheuler »

http://www.luchsprojekt.de/downloads/Lu ... 011-07.pdf

U.a. auch mit einem Artikel über den verschwundenen Wolf in Bayern. Aber offenbar hat in Bayern nicht nur der Wolf Probleme, sondern auch der Luchs. Gerade einmal 0,35 Luchse auf 100km2, das sind dreimal weniger als zum Beispiel in der Schweiz im Jura. Ganze Landstriche im bayerischen Wald sind luchsfrei, obschon als Lebensraum geeignet.
Die letzten beiden Jahre wurden viele Luchse geboren, aber genau so viele verschwinden auch wieder. Im Jahre 2010 häuften sich die Gerüchte um illegale Nachstellungen.
Traurige Bilanz also des Fotofallen Monitoring. :( Zudem wurde ein junger Luchs überfahren und ein besenderter Luchs verschwand einen Monat später.

Wenigstens eine gute Nachricht zum Schluss: Erster Luchs im Oberpfälzer Wald mittels Fotofalle erfasst.
http://www.luchsprojekt.de/00_nebennavi ... index.html
Das kann aber auch nicht über die insgesamt traurige Situation der Luchse in Bayern hinwegtäuschen.
Grauer Wolf

Re: Enttäuschende Luchspopulation in Bayern

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:Ganze Landstriche im bayerischen Wald sind luchsfrei, obschon als Lebensraum geeignet.
Die letzten beiden Jahre wurden viele Luchse geboren, aber genau so viele verschwinden auch wieder. Im Jahre 2010 häuften sich die Gerüchte um illegale Nachstellungen.
Wundert Dich das? Mich nicht! Der Luchs hat als Hauptbeutetier das Reh und wird daher gehaßt wie die Pest... Finger krumm, Problem mit Rehschwund erledigt... :x

Ein Wildereiproblem wäre übrigens nicht neu:
berlinonline.de hat geschrieben:...Auch in Bayern werden die Tiere offenbar illegal gejagt. "Das größte Problem für die Luchse ist die Wilderei", sagt der Geograf. Sie sei die Ursache dafür, dass die Luchspopulation nicht stärker wachse und die Tiere deswegen nicht in die Karpaten oder Alpen wanderten....
aus http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... index.html

Und speziell zur Wilderei in Bayern:
Auf, auf zum heimlichen Jagen
GEO Magazin II/1990, Seite 58 ff.

Es geht also wieder mal um "Meine Rehe... meine Hirsche... meine Hasen..." Es ändert sich nichts, gar nichts!
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Enttäuschende Luchspopulation in Bayern

Beitrag von Wolfsheuler »

Ich glaube da spielen gerade in Bayern mehr Faktoren mit, als nur die "meine Rehe" Jäger.
Man muss sich die Frage stellen, warum sich die Luchspopulation im Harz besser entwickelt als im Bayerischen Wald. Im Harz gibt es erst seit 2000 Luchse, im bayerischen Wald seit den 80er Jahren oder sogar früher.
http://www.luchsprojekt-harz.de/de/luch ... nsiedlung/
Zum Beispiel fordern die Luchsbeauftragten (Wölfl und Co) seit Jahren, dass im Staatsforst weniger Rehe geschossen werden sollen, um Konflikte mit den Jägern zu reduzieren.
http://www.br-online.de/wissen/umwelt/w ... stid=56239
Der Staatsforst macht das aber nicht. In Teilen des bayerischen Waldes ist die Rehpopulation so niedrig, dass kaum genug da ist für Luchs und Jäger. Der Staatsforst hält aber stur an seiner "Geld vor Natur", äh ich meine "Wald vor Wild" Politik fest. Der Jäger sagt: "Meine Rehe, meine Hirsche"! Förster und Waldbesitzer sagen: " Mein Wald, meine Bäume, mein Holz." Alle zusammen sagen "mein, mein, mein". Streiten seit Jahrzehnten und der Luchs steht mitten in der Konfliktlinie.
Ich denke, dass nicht alle Jäger generell gegen den Luchs und den Wolf sind. Wenn aber diese Raubtiere instrumentalisert werden als "Waldretter" und den roten Teppich ausgelegt bekommen, während Reh und Hirsch als Schädlinge degradiert werden, dann kann ich manchmal sogar ihre Wut verstehen. Dass sie dann aber gegen das Gesetz verstossen, ist eine andere Geschichte, aber dass sie diese Einteilung in "gut" und "böse" ablehnen, kann ich sogar verstehen.
Beide Seiten müssten von ihrem Standpunkt abweichen, denn weder Wolf, noch Luchs, weder Hirsch noch Reh dürfen als Schädlinge angesehen werden. Es sind einfach nur Wildtiere, die das Recht haben in unserem Wald zu leben, auch wenn sie ein Schaf reissen oder einen Baum anknabbern. Solange sich diese Erkenntnis nicht bei allen Beteiligten durchsetzt, sehe ich keine Chance für eine gesunde Natur.
Grauer Wolf

Re: Enttäuschende Luchspopulation in Bayern

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:Ich denke, dass nicht alle Jäger generell gegen den Luchs und den Wolf sind.
Auu, da wäre ich vorsichtig... Es ist noch gar nicht solange her, da spiegelt sich die Einstellung zu Beutegreifern auch in der Allgemeinheit im verächtlichen Begriff "Raubzeug" wider. Ich denke, daß es nur wenige Jäger sind, die nicht nur in der Öffentlichkeit "Kreide gefressen" haben, sondern im wirklichen Leben draußen in Beutegreifern ehrlichen Herzens echte Verbündete bei der Pflege der Natur sehen, auch dann, wenn sie den kapitalen Bock gefressen haben.

In Gegenden, in denen Schalenwild knapp ist (also, bei uns kann das schon gar nicht sein, hier wimmelt's nur so und kein ungeschütztes Jungbäumchen außer Ahorn (keine explizite Ahnung, warum ausgerechnet der. Wahrscheinlich biochemische Ursachen...) und Hainbuche (bildet regelrechte borstig/kratzige, harte Horste) kommt hoch...), sollten Wolf und Luchs (und andere Beutegreifer) absoluten Vorrang haben: Natur und Artenschutz vor Hobby!
Jäger dürfen imho nur den Überschuß abschöpfen, der über einen normalen, ökologisch verträglichen Bestand hinaus geht, und wenn ich mir die Streckenstatistik so anschaue, sollte das bis auf wenige Ausnahmegebiete im Durchschnitt mehr als genug sein...
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Enttäuschende Luchspopulation in Bayern

Beitrag von Wolfsheuler »

Besenderte Luchsin wurde tot aufgefunden. Todesursache ist unklar. Sie hatte Durchfall und einen aufgeblähenen Bauch. Deutet das auf Vergiftung hin? Man muss wohl die Untersuchung abwarten. Die Luchsin hatte 2011 Nachwuchs, aber der wird wohl gross genug sein, um allein zu recht zu kommen.
http://www.pnp.de/region_und_lokal/land ... t-tot.html
Ein männlicher Luchs in Paarungslaune ist in ein Luchsgehege eingebrochen. Als die Tierpfleger morgens die Luchse füttern wollten, was einer zu viel da. Sie haben ihn dann anhand der Fellzeichnung identifizieren können und wieder freigelassen.
http://www.pnp.de/region_und_lokal/land ... e-ein.html
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Enttäuschende Luchspopulation in Bayern

Beitrag von Wolfsheuler »

Die Luchse in Bayern haben offenbar im Moment kein Glück. Weniger als 1Woche, nachdem die Luchsin tot aufgefunden wurde, ist nun ein Luchs von einem Auto angefahren worden. Die Nationalparkverwaltung geht aber davon aus, dass der Luchs keine grösseren Schaden davongetragen habe.
http://www.pnp.de/region_und_lokal/land ... r-B11.html
Benutzeravatar
Waldschrat
Beiträge: 194
Registriert: 5. Okt 2010, 23:45

Re: Enttäuschende Luchspopulation in Bayern

Beitrag von Waldschrat »

@wolfsheuler:
hast mit deiner vermutung leider richtig gelegen

http://www.br.de/themen/aktuell/inhalt/ ... et100.html

der bayrischejagdverband ist schwer empört....na dann ist ja gut :evil:

grüße vom waldschrat
"It's not easy to be green"
____________________Kermit
Grauer Wolf

Re: Enttäuschende Luchspopulation in Bayern

Beitrag von Grauer Wolf »

Tja, da lag ich mit meiner Vermutung offensichtlich (und leider) wieder mal richtig... :(
Das Gift war im Kadaver eines Rehbocks versteckt.
Und der Jagdverband ist empört... Ach Gottchen, ein paar Krokodilstränen... :x
Solange solche, schwarze Schafe nicht systematisch ermittelt und ausgeschlossen werden und ihnen der Jagdschein nicht auf Lebenszeit entzogen wird, solange sollte der Verband lieber die Klappe halten. Glaubwürdigkeit ist etwas anderes...
Hier wurde schlicht und ergreifend eine verhaßte Konkurrentin vergiftet, die die unglaubliche Frechheit besaß, sich artgerecht vom "Eigentum" der "Jäger", den Rehen zu ernähren... Diese Rehmäster lernen es erst, wenn es schwarz schneit... :grumpy:

Gruß
Wolf :grumpy:

PS.: Jedes Mal, wenn man sich vornimmt, die Jägerschaft mal a bisserl differenzierter zu sehen und sich versuchsweise drauf einzulassen, daß nicht alle so sein können, dann passiert wieder was, das wirklich jedes Vorurteil und jedes Klischée vollens bedient... Traurig und empörend, das ganze...
Benutzeravatar
SammysHP
Administrator
Beiträge: 3704
Registriert: 4. Okt 2010, 18:47
Wohnort: Celle
Kontaktdaten:

Re: Luchse in Deutschland

Beitrag von SammysHP »

Hatten wir zu dem toten Luchs hier noch gar nichts? Seltsam. Mitte März wurde die Luchsin "Tessa" tot aufgefunden, wie sich herausstellte, vergiftet durch "Carbofuran". Der zuständige Ermittlungsbeamte wurde nun ausgewechselt, eventuell nach vielen Bedenken von Tierschützern, da er befangen sein könnte (er ist selbst Jäger).

http://www.pnp.de/region_und_lokal/land ... uscht.html
Jasper
Beiträge: 49
Registriert: 30. Okt 2010, 19:26

Re: Luchse in Deutschland

Beitrag von Jasper »

Hatten wir zu dem toten Luchs hier noch gar nichts? Seltsam.
Wir hatten das hier schon:
viewtopic.php?f=10&t=361

Aber Danke für die News!
Antworten