Luchs-Auswilderung im Harz bereitet Jägern Sorgenfalten

Themen über frei lebende Bären und Luchse in Europa (keine Gehegetiere).
Grauer Wolf

Re: Luchse im Harz

Beitrag von Grauer Wolf »

harris hat geschrieben:...und wieder einer der meint alles zu wissen... äh, besser zu wissen aber sich nie richtig informiert hat, wozu auch....ich weiß es ja eh besser
Ich habe drauf verwiesen, erst mal die Auswertung abzuwarten. Ansonsten habe ich von der Jägerschaft schon zuviele, völlig unhaltbare Phantasiezahlen gesehen, z.B. wieviel ein Wolf pro Tag frißt. Sorry, aber im Zweifelsfall halte ich mich an Wissenschaftler!
Der Verlust für die Jäger sei enorm: Wenn pro verspeistem Tier 20 Kilogramm angesetzt würden, verputzten die Luchse 160.000 Kilogramm Wildfleisch. "Das ist Wildbret mit einem Marktwert von rund 500.000 Euro", betont der Jäger. Das werde in der "geradezu euphorischen Luchs-Berichterstattung" ausgeblendet.
"Marktwert"? Der Verlust der Jäger ist gleich null, weil ihnen das Wild nicht gehört. Aber mit solchen Sprüchen dokumentieren sie an der Gesetzeslage vorbei ihre Besitzansprüche auf Wildtiere und ihre wahren Interessen. Und basierend darauf wird klar, warum man den Luchs sehr ungern sieht und warum er immer wieder gewildert wird.
jurawolf hat geschrieben:Damit sind wir aber eher im Bereich von 50 selbstständigen Luchsen im Harz, evt. etwas mehr. Alles was deutlich darüber wäre, wäre für mich eine grosse Überraschung. Ich bin jedenfalls schon gespannt auf die Ergebnisse des Monitorings.
Das klingt schon ganz entschieden realistischer, aber m.E. immer noch sehr hoch. Bis 2006 wurden 24 Tiere ausgewildert. Die Katzen sind mit rund 21 Monaten geschlechtsreif, also im zweiten Winter, die Kuder mit rund 33 Monaten also im 3. Winter. Die Sterblichkeit der Kitten ist m.W. sehr hoch.
Auch vor dem Hintergrund dieses Monitoringberichtes...
Im Monitoringjahr 2012/13 gingen
sogar 32 Reproduktionsmeldungen
ein (6 K1, 2 K2, 24 K3). Vermutlich
handelte es sich innerhalb des
Harzes um sieben führende Katzen
mit insgesamt 19 Jungtieren.

http://www.luchsprojekt-harz.de/de/luch ... 011_13.pdf
(Im Schnitt also 2,7 Kitten je Katze und Jahr)
...halte ich 120...150 adulte Tiere für reine Phantasiezahlen.

LG
Grauer Wolf
jurawolf
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Re: Luchse im Harz

Beitrag von jurawolf »

Grauer Wolf hat geschrieben:Das klingt schon ganz entschieden realistischer, aber m.E. immer noch sehr hoch. Bis 2006 wurden 24 Tiere ausgewildert. Die Katzen sind mit rund 21 Monaten geschlechtsreif, also im zweiten Winter, die Kuder mit rund 33 Monaten also im 3. Winter. Die Sterblichkeit der Kitten ist m.W. sehr hoch.
Auch vor dem Hintergrund dieses Monitoringberichtes...
Meine Rechnung ist eine ziemlich einfache. Ich schaue mir die Grösse des Harzes an und vergleiche die mit den erreichbaren Luchsdichten unter mitteleuropäischen Verhältnissen. Dazu gibts einiges Datenmaterial und man kommt drauf, dass Platz für knapp 50 Luchse da sein könnte. Wenn ich dann den durchschnittlichen Populationszuwachs einer Luchspopulation nehme und mit der Zahl der ausgewilderten Luchse und dem Zeitraum verrechne, komme ich drauf, dass der Populationszuwachs theoretisch ausreicht, damit die Luchse in dieser Zeit den gesamten Harz haben besiedeln können. Dass dies der Fall sein dürfte, zeigen auch die regelmässigen Abwanderungen von Harzluchsen (nach Nord-Hessen etc.).

Aber auch das ist nur eine Schätzung, wenn auch wohl eine wesentlich realistischere als diejenige der Harzer Jägerschaft :mrgreen:
Widukind

Re: Luchse im Harz

Beitrag von Widukind »

jurawolf hat geschrieben:... zeigen auch die regelmässigen Abwanderungen von Harzluchsen (nach Nord-Hessen etc.).
... auch in die Südheide ... ;)


http://www.cellesche-zeitung.de/S310131 ... ur%C3%BCck


http://www.unterluess.de/index.php?id=197
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Richard M
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Re: Luchse im Harz

Beitrag von Richard M »

Gerade habe ich auf Google News den Suchbegriff Luchs eingegeben. Mich hätte es fast vom Stuhl gehauen, was da für Nachrichten rauskommen. Ein Beispiel: http://www.rp-online.de/panorama/deutsc ... -1.4888979
Eigentlich sollte sich jeder halbwegs anständige Journalist zu schade sein, an so einer Anti-Luchs-Kampagne mitzuwirken. Das ist absolut widerlich, was die Jägerschaft von sich gibt. Wenn sie keine Rehe mehr sehen, liegt das wahrscheinlich an den menschlichen Jägern, die aus Profitgier jedes Reh schießen um sich von deren Kopfgeld die Taschen vollzustopfen. Bei uns im Wald gibt es übrigens auch kaum Rehe und wir haben keine Luchse und Wölfe, dafür aber einen schießwütigen Förster, der alles umschießt, was er kriegen kann. Ein Motto von ihm: Nur ein totes Reh ist ein gutes Reh. Anhand solcher Berichte erfüllen die Jäger absolut das Klischee, das sich in der Bevölkerung immer weiter ausbreitet. Noch ein Tipp an die Jäger: Wenn ihr Rehe haben wollt, die ihr dem Luchs nicht gönnt: Macht doch einfach ein großes Gehege voller Rehe, das von allen Seiten eingezäunt ist und oben eine Kuppel drauf hat. Die gehören euch dann ganz allein. Ach Ja, der SPASS an der Jagd wäre dann leider verloren.
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
LarsD

Re: Luchse im Harz

Beitrag von LarsD »

Richard M hat geschrieben: Wenn sie keine Rehe mehr sehen, liegt das wahrscheinlich an den menschlichen Jägern, die aus Profitgier jedes Reh schießen um sich von deren Kopfgeld die Taschen vollzustopfen. Bei uns im Wald gibt es übrigens auch kaum Rehe und wir haben keine Luchse und Wölfe, dafür aber einen schießwütigen Förster, der alles umschießt, was er kriegen kann. Ein Motto von ihm: Nur ein totes Reh ist ein gutes Reh. Anhand solcher Berichte erfüllen die Jäger absolut das Klischee, das sich in der Bevölkerung immer weiter ausbreitet.
Mir fällt beim Lesen Deiner Zeilen spontan einfach nur das wohl bekannteste Zitat von Dieter Nuhr ein ... :roll: Kopfgeld für Rehe? Jäger = Förster? Vielleicht fängst Du einfach mal bei den Basics an, bevor Du wieder voreilige Schlüsse ziehst.
Grauer Wolf

Re: Luchse im Harz

Beitrag von Grauer Wolf »

jurawolf hat geschrieben:Aber auch das ist nur eine Schätzung, wenn auch wohl eine wesentlich realistischere als diejenige der Harzer Jägerschaft :mrgreen:
Eben. Und ganz ohne Panikmache und Wunschvorstellungen. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Zählung einen Befund rund um Deinen Wert ergibt, vielleicht was mehr oder weniger. Aber ganz bestimmt nicht das dreifache.
Daß sich am Brocken die Rehe rar machen, wundert mich jetzt übrigens nicht so wahnsinnig. Alleine die Brockenbahn karrt jedes Jahr Unmassen Besucher da hoch (in 2012 725.000), insgesamt sind es über 1 Million per anno. Die Gegend rund um den Brocken und auf ihm selber dürfte also unruhiger sein als so manches Naherholungsgebiet in Großstadtnähe, das keinen Kultstatus hat... :(
Natürlich gewöhnen sich Wildtiere zu einem gewissen Maß an Wanderer, aber irgendwann dürfte das Maß schlicht voll sein und die Tiere wandern vor den permanenten Störungen ab.

Gruß
Wolf
harris
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Registriert: 27. Dez 2011, 00:47

Re: Luchse im Harz

Beitrag von harris »

Grauer Wolf hat geschrieben:
jurawolf hat geschrieben:Aber auch das ist nur eine Schätzung, wenn auch wohl eine wesentlich realistischere als diejenige der Harzer Jägerschaft :mrgreen:
Eben. Und ganz ohne Panikmache und Wunschvorstellungen. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Zählung einen Befund rund um Deinen Wert ergibt, vielleicht was mehr oder weniger. Aber ganz bestimmt nicht das dreifache.
Daß sich am Brocken die Rehe rar machen, wundert mich jetzt übrigens nicht so wahnsinnig. Alleine die Brockenbahn karrt jedes Jahr Unmassen Besucher da hoch (in 2012 725.000), insgesamt sind es über 1 Million per anno. Die Gegend rund um den Brocken und auf ihm selber dürfte also unruhiger sein als so manches Naherholungsgebiet in Großstadtnähe, das keinen Kultstatus hat... :(
Natürlich gewöhnen sich Wildtiere zu einem gewissen Maß an Wanderer, aber irgendwann dürfte das Maß schlicht voll sein und die Tiere wandern vor den permanenten Störungen ab.

Gruß
Wolf
Grauer, lass es!!!! Du suchst immer einen Weg.... Und jetzt ist es die Brockenbahn... Lächerlich!!! Das Wild hat sich glaub ich nach 25 Jahren an die Bahn gewöhnt. (Warum siehst Du viel Wild neben der Autobahn??) Was sagtest Du mal, wie lange hast Du keinen Urlaub mehr gemacht? Wann warst Du das letzte mal im Harz?
Google nicht so viel, fahr hin und mach Dir ein Bild vor Ort!!!!!!
Erschreckt Euch nicht, wenn es nachher an die 100 Luchse sind....
harris
Beiträge: 820
Registriert: 27. Dez 2011, 00:47

Re: Luchse im Harz

Beitrag von harris »

Richard M hat geschrieben: Wenn sie keine Rehe mehr sehen, liegt das wahrscheinlich an den menschlichen Jägern, die aus Profitgier jedes Reh schießen um sich von deren Kopfgeld die Taschen vollzustopfen. Bei uns im Wald gibt es übrigens auch kaum Rehe und wir haben keine Luchse und Wölfe, dafür aber einen schießwütigen Förster, der alles umschießt, was er kriegen kann. Ein Motto von ihm: Nur ein totes Reh ist ein gutes Reh. Anhand solcher Berichte erfüllen die Jäger absolut das Klischee, das sich in der Bevölkerung immer weiter ausbreitet. Noch ein Tipp an die Jäger: Wenn ihr Rehe haben wollt, die ihr dem Luchs nicht gönnt: Macht doch einfach ein großes Gehege voller Rehe, das von allen Seiten eingezäunt ist und oben eine Kuppel drauf hat. Die gehören euch dann ganz allein. Ach Ja, der SPASS an der Jagd wäre dann leider verloren.
Sei mal ehrlich, meinst Du das Ernst was Du da schreibst? Und wenn, dann lass es!!! Ich glaube von der Materie haste kein Ahnung. Befasse Dich mal hintergründig bevor das Du solchen "Kram" schreibst...
Grauer Wolf

Re: Luchse im Harz

Beitrag von Grauer Wolf »

harris hat geschrieben:
Grauer Wolf hat geschrieben:Daß sich am Brocken die Rehe rar machen, wundert mich jetzt übrigens nicht so wahnsinnig. Alleine die Brockenbahn karrt jedes Jahr Unmassen Besucher da hoch (in 2012 725.000), insgesamt sind es über 1 Million per anno. Die Gegend rund um den Brocken und auf ihm selber dürfte also unruhiger sein als so manches Naherholungsgebiet in Großstadtnähe, das keinen Kultstatus hat... :(
Natürlich gewöhnen sich Wildtiere zu einem gewissen Maß an Wanderer, aber irgendwann dürfte das Maß schlicht voll sein und die Tiere wandern vor den permanenten Störungen ab.

Gruß
Wolf
Grauer, lass es!!!! Du suchst immer einen Weg.... Und jetzt ist es die Brockenbahn... Lächerlich!!! Das Wild hat sich glaub ich nach 25 Jahren an die Bahn gewöhnt. (Warum siehst Du viel Wild neben der Autobahn??) Was sagtest Du mal, wie lange hast Du keinen Urlaub mehr gemacht? Wann warst Du das letzte mal im Harz?
Google nicht so viel, fahr hin und mach Dir ein Bild vor Ort!!!!!!
Erschreckt Euch nicht, wenn es nachher an die 100 Luchse sind....
Versuch nicht, mir das Wort rumzudrehen. Daß es nicht die Bahn ist, ist mir auch klar. Das ist nur ein stinkender, lärmender Kasten (der allerdings aus Umweltschutzgründen stillgelegt gehört; so was hat in einem Nationalpark nichts zu suchen). Aber über eine MIllion Besucher sind nicht wegzudiskutieren. Ich hab Filmdokumente gesehen, das war ein einziges, lautstarkes Gewimmel, zumindest auf den Hauptrouten.

Was die Luchse angeht, einfach mal die Ergebnisse abwarten (ich hoffe, sie werden veröffentlicht). Ich rechne nicht mit wesentlich größeren Zahlen, als "jurawolf" sie genannt hat, eher mit kleineren...

Gruß
Wolf


PS.: Btw., mir kommt gerade so in den Kopf: Was haben Jäger im Nationalpark verloren???
rp-online hat geschrieben:Rund um den Brocken sichteten Jäger immer weniger Rehe.
jurawolf
Beiträge: 967
Registriert: 5. Okt 2010, 23:32

Re: Luchse im Harz

Beitrag von jurawolf »

harris, anstatt nur die anderen anzugreifen, kannst du eigentlich auch begründen, warum es 100 oder gar 150 Luchse im Harz sein sollten und könnten? Gerade angesichts der Tatsache, dass die Jäger im Westharz offenbar eine komplett andere Einschätzung haben als diejenigen im Ostharz, sollte eigentlich klar geworden sein, dass es sich hierbei einmal mehr um Angstmacherei handelt.

http://www.ndr.de/nachrichten/niedersac ... hs282.html
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