Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Themen über frei lebende Bären und Luchse in Europa (keine Gehegetiere).
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Miscanthus
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Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Beitrag von Miscanthus »

Quasi „Standardsituation“: Pilzsammler gerät an Bärin mit Jungen, wird angegriffen und verletzt. Sie soll eingefangen werden, im Interesse der öffentlichen Sicherheit. Das wäre ein harter Schlag für das Bärenprojekt und die rechtsradikalen Bärengegner in diesem Gebiet, die sich lange schon für eine Beendigung des Projektes mit allen Mitteln aussprechen, werden jubeln!
http://www.theguardian.com/world/2014/a ... tacked-man
Grauer Wolf

Re: Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Beitrag von Grauer Wolf »

Miscanthus hat geschrieben:Quasi „Standardsituation“: Pilzsammler gerät an Bärin mit Jungen, wird angegriffen und verletzt. Sie soll eingefangen werden, im Interesse der öffentlichen Sicherheit. Das wäre ein harter Schlag für das Bärenprojekt und die rechtsradikalen Bärengegner in diesem Gebiet, die sich lange schon für eine Beendigung des Projektes mit allen Mitteln aussprechen, werden jubeln!
http://www.theguardian.com/world/2014/a ... tacked-man
Wer ist so blöd, beim Pilze suchen blindlings mit bodenfixiertem Blick durch die Wälder zu stolpern und dabei in eine Bärenfamilie zu rumpeln? Natürlich hat die Bärin um ihre Jungen gefürchtet und sauer reagiert, eine völlig normale Reaktion, da Bären ihre Jungen aggressiv verteidigen. So wie das beschrieben wird, hat sie nur eine ordentliche, bärige Tracht Prügel verteilt: Laß meine Jungen in Ruhe! Ich empfehle, aus den Schrammen was zu lernen, das nächste mal die Augen und Ohren offenzuhalten und weniger pilzfixiert zu sein.

Ich würde sagen, die Bärin jetzt einfach in Ruhe lassen und das Gebiet meiden oder wenigstens die Augen offenhalten. Die entwickelt imho jetzt keine "schlechten Gewohnheiten", die hat nur ihre Jungen geschützt. Zum Eingreifen besteht m.M.n. kein Grund.

Was die Bärengegner angeht, logisch, die suchen natürlich nach jedem Grund. Und wenn's nicht dieser ist, dann hat beim nächsten Bär der eben schief geguckt. Solche Ewig Gestrigen gehören isoliert und nicht beachtet.

Gruß
Wolf
Miscanthus
Beiträge: 1304
Registriert: 8. Okt 2010, 10:54

Re: Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Beitrag von Miscanthus »

Die Bärin soll gefangen werden, die Jungen in Freiheit bleiben.
Herr Messner (ja, der mit dem Yeti) versteigert sich gar zu der fachkundigen Aussage: „„Bären brauchen viel Platz, den haben wir nicht mehr“.
Da sieht man mal, was Sauerstoffmangel in großen Höhen auslösen kann.
http://www.merkur-online.de/aktuelles/w ... 91709.html
Grauer Wolf

Re: Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Beitrag von Grauer Wolf »

Miscanthus hat geschrieben:Herr Messner (ja, der mit dem Yeti) versteigert sich gar zu der fachkundigen Aussage: „„Bären brauchen viel Platz, den haben wir nicht mehr“.
Dazu sag ich jetzt lieber nichts. Aber für Pilzsucher haben wir reichlich Platz, ja?
Besonders sorgt man sich um die sieben Monate alten Jungtiere. Nach Aussagen der Provinz Trentino könnten Bärenjunge alleine überleben, sobald sie ein halbes Jahr alt sind. Meist bleiben sie eineinhalb Jahre an der Seite der Mutter.
Hier fiel mir sofort auf, daß da geschönt wird auf Deibel kommt raus. Bärinnen führen ihre Jungen viel länger.
Das hier:
Wikipedia hat geschrieben:Mit rund fünf Monaten nehmen die jungen Braunbären erstmals feste Nahrung zu sich, endgültig abgesetzt werden sie mit 1,5 bis 2,5 Jahren. Mindestens bis zum zweiten Frühling, meist aber bis zum dritten oder vierten, bleiben die Jungen bei ihrer Mutter.
deckt sich mit dem, was ich aus der Literatur kenne. Den Kleinen jetzt die Mutter wegzufangen, könnte ohne weiteres ihr Todesurteil bedeuten. Die sind ja noch nicht mal entwöhnt und völlig unselbständig!

Und alles nur, weil so ein Pilzsammler blindlings erdverbunden durch den Wald trampelte ohne auf seine Umgebung zu achten und dafür eine bärige "Tracht Prügel" kassierte. :x Sorry, aber eine Bärin mit Jungen kann man nicht übersehen, wenn man nicht halb blind ist, sondern mit offenen Sinnen durch die Natur wandert! :(

Gruß
Wolf :x
Widukind

Re: Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Beitrag von Widukind »

Nach Attacke auf Pilzsammler: Bärenmutter Daniza durch Betäubungsschuss getötet

Tod eines "Problembären" in Norditalien: Beim Versuch, die Braunbärin Daniza einzufangen, ist das Tier durch das Betäubungsmittel ums Leben gekommen. Tierschützer sind alarmiert: Sie sorgen sich um die allein gelassenen Jungtiere.

http://www.spiegel.de/panorama/braunbae ... 91164.html
Grauer Wolf

Re: Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Beitrag von Grauer Wolf »

Mann, der Morgen fängt ja schon wieder gut an... :cry:
Die Provinz Trentino sieht das anders - nach Sicht der Behörde ist Danizas Nachwuchs längst bereit für ein eigenes Leben in der Wildnis: Die junge Bären könnten allein überleben, sobald sie sechs Monate alt seien, hieß es.
Ja klar und solche ständig alles besserwissenden Sesself***** in Behörden haben selbstverständlich gottgegeben Ahnung vom Verhalten von Bären. Billige Ausflüchte, um das eigene Versagen zu verschleiern. Jeder, der ein bißchen Ahnung von Bären hat, weiß, daß Bärenmütter ihre Jungen mehrere Jahre führen, manchmal bis zu 4, mindestens aber 2! Ich weiß nicht, wie die Kleinen den Winter überleben sollen. Wie gesagt, die sind ja nicht einmal entwöhnt! Mit viel, viel Glück und Beistand sämtlicher Bärengötter schaffen sie es vielleicht, aber imho stehen die Chancen nicht gut.
Manche fordern nun den Rücktritt des italienischen Umweltministers Gian Luca Galletti. Die Tierschützerin Carla Rocchi kritisierte, der Minister sei unfähig, eine Bärin zu verteidigen, die ihrerseits nichts weiter getan habe, als ihre Jungen zu verteidigen.
Glauben die noch an den Osterhasen? Je unfähiger ein Politiker ist, desto fester klebt er an seinem Sessel.

Das ganze ist eine unfaßbare Sauerei. Ein Bärin starb, weil ein trotteliger Pilzsucher sie und ihre Jungen bedrängte (ein absolutes No Go, daß die sanfteste Bärin auf 180 bringt!) und sich ein paar "Ohrfeigen" einfing, und Behörden haben wieder mal nichts anderes zu tun, als nicht auf Experten zu hören. Es ist wirklich überall auf der Welt das gleiche Muster, egal, ob's um Bären, Wölfe oder eine andere Art geht. Ich kann gar nicht so viel frühstücken, wie ich k***** könnte.

Gruß
Wolf Bild
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Lone Wolf
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Re: Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Beitrag von Lone Wolf »

Nennen wir es beim Namen, was hier geschah ist ein Skandal. Es glaubt doch niemand ernsthaft, dass die Bärin durch einen bedauerlichen Zwischenfall während der Narkose starb. Ich unterstelle hier pure Absicht.
Es ist sicher tragisch, dass ein Mensch verletzt wurde, dennoch handelt es sich eindeutig nicht um einen Problembären. Es war, wie der Graue schon bemerkte, eine klare Schutzhandlung für ihren Nachwuchs, ich würde sogar sagen, die Bärin ist noch "rüchsichtsvoll" vorgegangen, so glimpflich das ablief!
Sie war 18 Jahre alt, ohne dass sie Menschen gegenüber aggressiv auffiel! Das alles ist eine bodenlose Schweinerei und wirft wieder einmal ein bezeichnendes Licht auf die (tier)ethische Reife von Menschen in verantwortungsvollen Stellen.
Verhaltensaufklärung im Bärengebiet und Schilder hätten wohl geholfen. Im Yellowstone oder in anderen Nationalparks der USA wäre so etwas nicht passiert. Dort arbeitet man schon mit Verhaltensanalysen.
Ein schlechter Tag für uns alle, auch wenn das gefühlte 90 % aller Menschen wahrscheinlich nicht nachfühlen können...Ein denkbar schlechter Start ins Leben für die kleinen Bären!

Pure Absicht... Aus purer Dummheit oder Wählerfang

wütend über diese Stümper und Heuchler
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Grauer Wolf

Re: Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Beitrag von Grauer Wolf »

Lone Wolf hat geschrieben:Nennen wir es beim Namen, was hier geschah ist ein Skandal. Es glaubt doch niemand ernsthaft, dass die Bärin durch einen bedauerlichen Zwischenfall während der Narkose starb. Ich unterstelle hier pure Absicht.
Der Gedanke kam mir auch... :(
Lone Wolf hat geschrieben:...ich würde sogar sagen, die Bärin ist noch "rüchsichtsvoll" vorgegangen, so glimpflich das ablief!
Hmmm, die Bärin hätte den Pilzsammler ohne Mühe zu Hackfleisch verarbeiten können. Sie hat's nicht getan, wollte den Kerl wohl nur von ihren Jungen vertreiben. Himmel, gemessen an dem, zu was eine wütende, besorgte Bärin in der Lage ist, hat der nach den Beschreibungen wirklich nur ein paar bärige Backpfeifen kassiert. Das ganze ist eine Schande und meine Gedanken sind ständig bei den kleinen Bären, wie es denen wohl geht... :cry:

R.I.P., Daniza. Die Menschen haben wieder einmal gezeigt, wes Geistes Kind sie sind... :(

Gruß
Wolf
Grauer Wolf

Re: Bären in Italien (Trentino): Pilzsammler verletzt

Beitrag von Grauer Wolf »

Hier steht etwas mehr:
http://www.suedtirolnews.it/d/artikel/2 ... aftet.html

Interessant sind diese beiden Passagen:
Unterdessen hat der nationale Tierschutzverband den Rücktritt des Umweltministers verlangt. Der Verband geht davon aus, dass der Tod von Daniza kein Unfall oder Zufall war. Es handle sich hier um die gezielte Tötung eines Tieres.
Die Forstwache hat bereits Ermittlungen in die Wege geleitet. Auch sie geht davon aus, dass die Bärenmutter vorsätzlich getötet wurde, schreibt Alto Adige online. Der Vorwurf lautet auf Misshandlung und Tötung eines Tieres ohne Motiv.
Und
...So wie etwa Maria Rita Minizzi die Präsidentin der nationalen Elternbewegung. Sie drückt zwar ihre Überraschung über den Tod der Bärin aus, betont aber, dass das Ereignis nicht so dramatisch sei. Es gehe schließlich um die Sicherheit der Bevölkerung. Bärin Daniza habe eine Bedrohung dargestellt, aus diesem Grund seien alle Versuche, die Bärin einzufangen und zu isolieren positiv zu sehen.
Bullshit! Elternbewegung? Das erklärt alles! Kinder haben alleine in den Wäldern, wo es Bären gibt, nichts zu suchen! Rotkäppchen mal auf Bären bezogen? Ist auch nicht besser. Wer sich in Bärenland bewegt, muß sich halt entsprechend verhalten: Augen auf (und nicht im Pilzrausch durch die Gegend dackeln), oops - Bärin mit Jungen -> zügiger, taktischer Rückzug. Das ist Natur und kein Freizeitpark mit Streichelgehege. "Sicherheit der Bevölkerung" war schon immer ein Totschlagargument, wenn man Tiere loswerden wollte. Nur, selten stimmt's halt wirklich.
Ich hoffe doch sehr, daß dieser Skandal aufgeklärt wird und daß ggf. Köpfe rollen.

Gruß
Wolf
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