Rudelbildung beim Rehwild durch den Wolf?

[HowlingWolf]

Hallo,

immer wieder muss ich in irgendwelchen Jagdpostillen lesen, das durch die Anwesenheit des Wolfes Rehe zu Rudelbildung neigen und es dadurch vermehrt zu Wald- bzw. Schäden in der Landwirtschaft kommt!

Das das nicht bewiesen ist, habe ich irgendwo einmal in einer Reportage gesehen.

Könnt ihr mir dazu mehr informationen mit Quellenangaben geben die das untermauern?

Vielen Dank!

HowlingWolf

[SammysHP]

Ich weiß nur, dass die Rehe hier auch vor dem Wolf schon immer in Grüppchen auf der Wiese standen. Im Winter auch gerne mal über 20 Tiere.

[Nina]

Ulrich Wotschikowsky hat das Thema in seinem Blogeintrag "Mythos Angstrudel" am 24.10.2014 ausgiebig unter die Lupe genommen:

Rehe leben eigentlich solitär, aber in den riesigen Agrarflächen Polens, Ungarns und Ostdeutschlands können wir im Herbst und Winter Rehrudel von zwanzig, dreißig, ja über hundert Stück beobachten. Große Raps- oder Wintergetreideschläge bieten dort so viel attraktive Nahrung, dass es sich für den Einzelgänger Reh offenbar lohnt, sich in Großverbänden zusammenzuschließen. Im Wald kommen Rehrudel nicht vor. Wölfe spielen dabei keine Rolle.

http://woelfeindeutschland.de/mythos-angstrudel/

Wotschikowsky beleuchtet auch das Verhalten des Rotwilds. Dabei geht er auch auf die Untersuchungsergebnisse der TU Dresden ein.

Sehr lesenswerter Artikel!

[Jan.Olsson@web.de]

Hallo!

Es kommt zu keiner Rudelbildung bei den Rehen. Die einzige Zeit in der die Rehe lockere Gemeinschaften in der offenen (Kultur-) Landschaft bilden, ist der Winter. Es kommt in verschiedenen Gegenden in Deutschland auch zu solch einer Gruppenbildung. Das sind aber keine Rudel in der klassischen Definition. Das machen die Rehe aber schon seit Urzeiten so... Ansonsten leben sie einzeln oder in "Mutter-Kind" Gruppen. Die männlichen Rehe leben das ganze Jahr einzeln.

Ein Standartwerk über Rehe ist:

Fred Kurt: "Das Reh in der Kulturlandschaft, Sozialverhalten und Ökologie eines Anpassers" / Paul Parey 1991

Es gibt davon sicherlich auch Neuauflagen...

In diesem Buch wird alles Wissenwertes über das Reh beschrieben...

HG Jan

[harris]

...aber beim Rotwild...
http://www.jagderleben.de/wildschaeden-dank-woelfen

Gruß Harris

[Grauer Wolf]

...aber beim Rotwild...
http://www.jagderleben.de/wildschaeden-dank-woelfen

ie Jägerschaft will daher jetzt endlich eine Diskussion darüber in Gang setzen, wie viele Wölfe Brandenburg ertragen kann und will. Eine unbegrenzte Ausbreitung sei realitätsfern und sorge im ländlichen Raum für rapide sinkende Toleranz gegenüber dem Großraubtier, heißt es in einer Stellungnahme dazu.

Die Grünröcke wollen Wölfe abknallen, darum geht es und nur darum! Alleine schon die Wortwahl "unbegrenzte Ausbreitung" zeugt entweder von Propagandaversuchen, einem Spielchen mit den irrationalen Ängsten der Menschen, das die eigene habgier verbrämen soll, oder von absoluter Inkompetenz in Sachen Wolf. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allem.
Wölfe breiten sich nur dort aus, wo es geeignete Lebensräume für sie gibt, und auf Dauer rechne ich mit etwa 200...300 Familien in D. Es werden auf keinen Fall mehr Wölfe je Flächeneinheit, das schließt schon ihr Sozial- und Territorialverhalten aus.

Gruß
Wolf

[Nina]

Ich habe Howling Wolf dahingehend verstanden, dass er gerade andere Quellen gesucht hat als die "Jagdpostillen".

Der von harris verlinkte Artikel spielt wieder einmal nur mit gefühlten Problemen der Jäger. Ulrich Wotschikowsky hatte schon am 24.10.2014 in seinem Blogeintrag "Mythos Angstrudel" auf dieses Phänomen hingewiesen:

Wölfen wird alles Mögliche in die Schuhe geschoben. Wo immer sich ein Wolf erstmals zeigt, berichten Jäger umgehend von besonderer Nervosität, von Heimlichkeit und größeren Fluchtdistanzen, die sie beim Schalenwild bemerkt haben wollen. Bestimmte Revierteile, ja ganze Reviere würden plötzlich gemieden. In Wolfsgebieten, heißt es weiter, wage sich das Rotwild nicht mehr auf die Felder und bleibe stattdessen im Wald, wo es große Schälschäden anrichte. [...]

Inzwischen gehören diese Ansichten zum festen Meinungsbild vieler Jäger, und von einigen Jagdzeitschriften wie auch Jagdfunktionären werden sie ungeprüft verbreitet.

Ulrich Wotschikowsky: Mythos Angstrudel 24.10.2014 http://woelfeindeutschland.de/mythos-angstrudel/

Die TU Dresden hat das Verhalten von besendertem Rotwild wissenschaftlich untersucht und kam laut Wotschikowsky zu folgendem Ergebnis:

Das räumliche Verhalten von Rotwild ist in Wolfsgebieten nicht anders als dort, wo Wölfe fehlen.

Ulrich Wotschikowsky: Mythos Angstrudel 24.10.2014 http://woelfeindeutschland.de/mythos-angstrudel/

Vielmehr richte sich die Rudelgröße nach der Verfügbarkeit von Nahrung. Rotwild in großen Verbänden sei vor allem auf Raps- und Getreideflächen anzufinden, im Wald bei geringer oder weit zerstreuter Nahrung dagegen nicht. Vor allem aber deuteten große Rotwildrudel auf eine zu hohe Wilddichte hin.

http://woelfeindeutschland.de/mythos-angstrudel/

Mir kommt es so vor, als sei mittlerweile auch das absurdeste Argument nicht mehr zu peinlich, um irgendwie zu verhindern, dass die Menschen aus Erfahrung lernen könnten, dass eine Wolfsbejagung tatsächlich überflüssig ist. Jetzt, wo die ganze Rotkäppchen-Panik nichts gebracht hat, soll's die Obergrenzen-Diskussion richten.

Wenn die Jäger nicht mehr bereit sind, Wildschäden zu regulieren, gibt es doch eine ganz pragmatische Lösung: Das Hobby aufgeben bzw. antiquierte Revierjagdsystem auf den Prüfstand stellen und wissenschaftlich evaluieren, ob Jagd in dieser Form nicht allgemein ohnehin mehr schadet als nützt.

[Lutra]

Die TU Dresden hat das Verhalten von besendertem Rotwild wissenschaftlich untersucht und kam laut Wotschikowsky zu folgendem Ergebnis:

Das räumliche Verhalten von Rotwild ist in Wolfsgebieten nicht anders als dort, wo Wölfe fehlen.

Die Studie wurde von Mark Nitze durchgeführt. Er hielt mal in Rietschen einen Vortrag dazu.

[HowlingWolf]

@ Alle
Vielen Dank für die Info´s!
@ Nina
JA, genau ich wolltre seriöse Quellen, nicht das von angsterfüllten Jägern publizierte

[harris]

Die Grünröcke wollen Wölfe abknallen, darum geht es und nur darum!
Gruß
Wolf

Wenn du so weiter machst, glaube ich selbst bald dran. Und das wollte ich eigentlich nicht!!!

Gruß Harris